Sonnenberg
1584 - heute
(Vysluni)
Internetsachbearbeiter Helmut Mürling hat die folgende Beschreibung der Bergstadt Sonnenberg auszugsweise übernommen aus "Die königliche Bergstadt Sonnenberg" von Johann Strohschneider, Oberlehrer und Karl Höfer, Lehrer in Sonnenberg- eine Darstellung aus dem Jahre 1898. Außerdem stammt der Text aus der Ortsbeschreibung von Walter Kult.
Die Bergstadt Sonnenberg verdankt seinen Ursprung- urkundlich verbrieft- dem Bergbau. Halden und verlassene Gruben ringsum sind beredte Zeugen hierfür. Der Durst nach Schätzen nahm unsere Ahnen ganz gefangen. Beschwerden und Entbehrungen wurden überwunden, um diese zu erwerben.
Sonnenberg führt im Wappen Berge, darüber die aufgehende Sonne, Schlegel und Eisen und eine Waage.
Die Sage erzählt folgendes:
Erfahrene Bergleute wurden auf die Spitzen ringsum mit dem Auftrag geschickt, an jenem Ort, den die Sonne frühmorgens bei trübem Wetter am ersten bescheint, einzuschlagen. Die durch den Nebel dringende Sonne warf ihre Strahlen zuerst dorthin, wo jetzt Sonnenberg steht. Schon bein ersten Schlegelschlag fanden sie reiche Schätze. Weil die Sonne die in der Erde verborgenen Edelerze verriet, nannte man diesen Ort Sonnenberg.
So lichtete der Bergmann die Wälder und schlug Gruben; um diese herum entstanden Hütten, mehr und mehr und schließlich wurde die Ansiedlung- Bergflecken- im Jahre 1584 zur Bergstadt.
Die Geschichte berichtet, daß Johann Waldemar, Herr von Lobkowitz und Hassenstein es war, der die Erlaubnis zum Bau der Stadt erteilte. Die Gruben erbrachten zu dieser Zeit reichen Bergsegen.
Sonnenberg, 10 km von Komotau entfernt, liegt auf einer Hochfläche und wird vom Haßberg (990m) dem hohen Galgenberg (796m), der Tribschler Koppe (790m) und der Zieberler Höhe (800m) umlagert und vom Brand- oder Mühlbach durchflossen.
Deutsche waren ihre Gründer und Deutsche waren die ersten, die ihre Schlegel hier in die Erde schlugen. Die ältesten Familiennamen, die Bücher aus dem 16. Jahrhundert nachweisen sind deutsch; die Flurnamen sind es ebenfalls. Silber, Kupfer, Zinn und Blei wurden abgebaut. 1565 verlieh Bohuslaw Felix von Hassenstein den Freibrief über Stadtsiegel, Gericht und Rechte der Jahrmärkte.
Fast jeder Einwohner betrieb ein Gewerbe und hatte nebenbei etwas Ackerbau und Viehzucht. Im Jahre 1610 blühte die Spitzenklöppelei auf. Im Jahre 1861 wurde die Förderung der Erwerbsverhältnisse eine Industrieschule für Buntstickerei und -häkelei errichtet. Das Gewerbe breitete sich allgemein aus. Gorlnähen, Kunstblumenerzeugung, Bürstenmacherei, Drehorgelbau, Handschuh-, Kammmacherei.- daneben Lohgerber, Messerschmiede Posamentierer, Blattgoldschläger, Schieferdecker, Weber, Zimmerleute und alle zum Lebenslauf nötigen Handwerker waren vertreten.
Als der Bergbau ganz zum Versiegen kam, kehrte im Erzgebirge, so auch in Sonnenberg, große Not ein; so entstand in Reischdorf der Beruf der "Frächter". Heute würden sie Spediteure heißen. Sie waren monatelang unterwegs und kamen nachweisbar bis Triest. Sebastiansberg wandte sich dem Viehhandel zu.
In Sonnenberg kam es zum Anbau und Vertrieb von Heilwurzeln, vor allem der Angelicawurzel (Engelwurz). Der Wurzelstock war ein Genußmittel mit stark anregender, aromatischer Wirkung; er wird zur Herstellung von Bitterlikören, aber auch in der Tierheilkunde verwendet. Das Angelica -Öl für Liköre, (besonders Chartreuse), das -Samenöl und Balsam und die -Säure mit Baldrianwurzel und Wacholderbeeren und Kampfer für Einreibungen und Heilbädern begehrt waren. Haupthandelsplatz war Leipzig. Nebenbei vertrieb man Liebstöckel (Maggikraut), Alant und Eberwurzel, sowie viele andere Pflanzen durch Sonnenberger Hausierer. Dieser Handel brachte Sonnenberg einen gewissen Wohlstand ein. Sie hießen fortan auch "Wurzelbutten".
Im 19. Jahrhundert kam der Anbau von Zichoriewurzel dazu.
Besonders aber das Reisen mit "Musik" war beliebt. Deutscher Sang und Klang kam so in alle Welt. Sonnenberger Musikkapellen, die bis zu 20 Mann (oder Frau) stark sein konnten, zogen in den Orient, nach Indien, Japan und China. Es waren die sogenannten Goldländer. An Kaiserhöfen, in Residenzen, vor Gouverneuren, Maharadschas, Grafen und Fürsten spielten sie auf. Oftmals kehrten sie erst nach zwei Jahren wieder nach Hause zurück.
Einwohner 1939: 1255