Deutsch Kralupp - Städte und Dörfer(Ko)

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Deutsch Kralupp

Deutsch Kralupp +
(1253 - 1976)
(Kralupy u Chomutva)
aus Ortsgeschichte von Deutsch Kralupp und auszugsweise aus der Ortschronik von Josef Löffler

Zu beiden Seiten des Saubaches an der Komotau- Karlsbader Bezirksstraße, der Kralupp Priesener Straße und der Eisenbahnlinie, liegt mit dem unteren und oberen Mühlteich und dem krummen Teich Kralupp. Das Klima ist, bedingt durch die geschützte Lage, der Landwirtschaft und der Viehzucht sehr zuträglich.
Der 1899 errichtete Elsa Schacht brachte einen allgemeinen Aufschwung. Das Postamt mit täglich zweimaliger Aushebung wurde 1851 errichtet und versorgte alle Ortschaften der Umgebung. Kralupp gliederte sich in die "Kunowitz" am rechten Ufer und und den größeren Teil am linken Ufer des Saubaches. Die Gründung der Kirche dürfte in das 11. Jahrhundert fallen.Der Friedhof liegt seit 1690 südwestlich. Er hat ein großes Kreuz vom Jahre 1868. Auch die Schule ist schon sehr alt, 1550 war ein gewisser Lorenz Münster Schulmeister.
Der Freiheitsbrief wurde 1581 ausgestellt. Wesentlich ist dabei der Verzicht auf Frondienste aller Art, sowohl die Gleichsetzung in allen Rechten, wie andere königliche Städte. Unter den Besitzern der früheren Martinitze gingen allerdings die Freiheitsbriefe verloren, so daß die Abhängigkeit von der Herrschaft erst 1798 aufgehoben wurde.
Der schon seit 1690 bestehende Friedhof lag südwestlich der Stadt. Er wurde um 1848 erweitert, mit einem großen Kreuz von 1868.
Die Entstehung des Ortes soll Anfang des 9. Jahrhunderts fallen. Nach der Sage haben die zwei Stiefbrüder Kunowitz und Zachor den Ort gegründet. Die ältesten Besitzer der Gutes Kralupp waren die Templer an der "Prager Brücke", deren Besitz 1253 König Wenzel I. bestätigt hat. Die alte Feste stand wahrscheinlich an der Stelle des Kellerwirtshauses nördlich der Stadt. Die erste Erwähnung dieser Burg erfolgte im                         16. Jahrhundert.
Neben vielen Heimsuchungen in den Kriegszeiten hatte Kralupp 1866 die Einquartierung von 4000 preußischen Soldaten zu überstehen. Im Jahre 1872 wurde wegen der Eisenbahnstation das Städtchen Kralupp in Deutsch Kralupp umbenannt.
Schon 1584 erteilte Ferdinand I. dem Marktflecken Kralupp die Stadtrechte und die Privilegien eines eigenen Stadtwappens. und das Recht mit grünem Wachs zu siegeln. Auch die Rechte und Pflichten der Innungen wurden festgelegt.
Der "Ort un de Leit" im Kreislauf des Jahres

Das gesellschaftliche Leben in Deutsch Kralupp wurde hauptsächlich von den kirchlichen Festen geprägt.
Nachdem Silvester, der "olde Heilichomd" gefeiert war und viele mit Bleigießen einen Blick in die Zukunft versucht hatten, wurde der Neujahrstag mit einem Hochamt und einem festlichen Essen begangen. Am 6. Jänner gingen Kindergruppen als "Heilige Drei Könige" mit dem Stern von Bethlehem von Haus zu Haus, wünschten Glück und versahen die Türrahmen der Häuser mit C+M+B und der Jahreszahl.
Der Feber begann mit Mariä Lichtmeß. In der Frühmesse wurden Kerzen für besondere Anlässe geweiht. Bei Gewitter wurde dann eine davon angezündet. Tags darauf bekamen die Gläubigen mit zwei gekreuzten Kerzen den Blasiussegen. Dies sollte gegen Halskrankheiten helfen.
Einige Maskenbälle fanden statt, Kräppl wurden gebacken, Kinder liefen als "Maschkerer" gegen Abend durch die Stadt. Bei einem Maskenball gab es besonders viele originelle Masken. Einen Umzug oder Büttenreden gab es nicht. Am Aschermittwoch bekamen wir das Aschenkreuz mit den Worten: "Mensch bedenke, daß du Staub und Asche bist...." Die Fastenzeit begann.
Am Palmsonntag war im Hochamt die Palmweihe. Die Palmkätzchen stellte man dann hinter dem Kruzifix in der Wohnstube auf. In der Karwoche vor Ostern schwiegen ab Gründonnerstag alle Glocken Die "Schnorrebossn" hatten die Glocken zu ersetzen. Dreimal am Tage zogen sie in geordneter Kolonne mit fahrbaren und Handratschen durch die Stadt. Karfreitag und Samstag war mit Vorbereitungen für das Osterfest und mit Kirchgängen ausgefüllt.
Ostersonntag feierte man in der Frühmesse und im Hochamt Auferstehung.
Ostermontag war der große Tag der "Gunge". Mit einer Weidenrute, oben ein rotes "Maschl", ging es zum Aufpeitschen. Bei allen Verwandten und Bekannten klopfte man an das Fenster mit dem Sprüchlein auf den Lippen: "Rute, Rute Eier raus, oder mer peitschn de Madln aus......" Der Lohn war ein Ei, eine Orange, ein Schokoladenhase oder ein Geldstück.
Ein alter Brauch war das Osterreiten. Auf herausgeputzten Pferden ritten die Bauern durch die Flur, begrüßten den Frühling und erbaten Gottes Segen für die Feldfrüchte. Sie machten mal in Körbitz, mal in Retschitz Station. Am dritten Ostertag war Markt für die Stadt und die umliegenden Dörfer.
Am Weißen Sonntag war in manchen Familien das Fest der Erstkommunion. Die Madln trugen ein weißes kleid, in dem sie wohl oft froren. Die Buben hatten ein neues "Oziegl", oft einen Matrosenanzug.
Die Nacht zum 1. Mai war eine närrische Nacht. Es wurde allerlei Schabernack getrieben. Erzählt wird, daß man dem Ficker Bauer einen ganzen Wagen mit Mist auf das Dach gestellt hat. Am 1. Mai fanden dann Aufmärsche in Kaaden und Komotau statt.
Der Maibaum war am Abend vor dem 1. Mai aufgestellt worden. Das Fällen desselben fand dann an einem Sonntag Ende Mai statt. Zwischen dem Förster und den Holzdieben entspann sich oft ein Wortwechsel, der die Zuschauer zu Lachsalven hinriß. Manchmal kam auch die "Quorkfraa" dazu- mit Buckelkorb und Kopftuch- die dann in die witzige Auseinandersetzung eingriff. Wurde das Weib dann zu sehr gereizt, schmiß sie die vom Markt übriggebliebenen Quarkbatzen den Männern ins Gesicht.
Am 2. Maisonntag war Muttertag. Höhepunkt war da die Andacht auf dem Friedhof, wo man der verstorbenen Mütter gedachte. Den ganzen Mai gab es dann abends die Maiandachten, in denen Maria gehuldigt ward.
Fronleichnam brachte für die Gemeinde viel Arbeit. Birkenzweige wurden aus dem Wald geholt. Die vier Altäre wurden von den Nachbarschaften aufgebaut und geschmückt. Sie hatten folgende Standorte:
Der erste war gleich gegenüber der Kirche am Anfang der Kunowitz, der zweite stand vor dem Pöschl- Laden, der dritte beim Dotzauer- Bäck und der vierte beim Berbalk- Gust am Markt. An der Prozession beteiligte sich die gesamte Bevölkerung. Der Pfarrer schritt mit der Monstranz unter dem "Himmel". Vor ihm die Kommunionmädchen in weißen Kleidern; ihr Beitrag war das "Blumme strae".
Der Sonntag darauf war schon die Wallfahrt nach Quinau. Der Weg führte zu Fuß über Tschernowitz, Sporitz, Oberdorf, Richtung Platten zu den drei Kreuzen. Dort wurde eine Rast eingelegt. Unsere Marienstatue wurde auf einem Leiterwagen gefahren. Sie sollte die Kraft der Quinauer Madonna mit nach Hause nehmen.
Den Sommerbeginn feierte man mit der Sonnewendfeier zwischen Sosau und Grün. Wenig später- am Sonntag nach Johannes der Täufer feierten man das "Kellerfest". Es war die Zeit der "Haimôcher".
Vier Wochen später folgte dann "unner Krolupper Fest". Es ging hoch her. Vuglwies mit Schiffschaukel, Kettenflieger und Schießbuden. Am Abend gab es Tanz.
Anfang Oktober feierte man die "Kärwe". Da ging es ähnlich, wie im Sommer zu.
Um Kathrein (25.11.) ging es in die Stuben zum Federschleißen. War am Abend die Arbeit beendet, wurde mit Kaffee und Kuchen "Federmannl" gefeiert.
Die Dreifaltigkeitssäule aus Deutsch- Kralupp steht heute in Liebotitz, Kreis Kaaden
Im Advent begann die stille Zeit. Die Roratemessen waren schon zu früher Stunde. An "Nickelaus" stellte man die geputzten Stiefel vor die Tür. Dieser kam mit dem "Krampus" bereits am Vorabend. Gleich nach diesen Tagen begann man die geflochtenen Christstollen , die "Striezel" und die Plätzchen zu backen. Kurz vor dem "Baam aufstellen" formte man Schokoladenfiguren für den Christbaum. Aus Kakao und Ceres- Fett entstand die Masse, die in Förmchen gegossen und in einer Wanne mit Schnee gehärtet wurde.
"Zu Heilichobnd" stellte man das "Krippl" auf und der "Baam" wurde "ôhgeputzt".m Abendessen gab es Fisch und Kartoffelsalat. Im Laufe des Abends aß man dann das "Nainerlei". Der Vater schnitt einen Apfel durch. Dabei durfte kein Kern zerschnitten werden. Auch das Vieh im Stall und Hund und Katze bekamen vom Abendbrot. Nach dem Essen war Bescherung. Es gab genug Zeit, sich jetzt mit den Geschenken zu befassen. Auch die Verwandten waren bald auf dem Plan. So ward die Zeit bis zu "Mettn" ausgefüllt. Für die Kinder war die hehre Mettenfeier immer ein Erlebnis.
Mit Weihnachten war der Jahreskreis geschlossen. Die zwölf heiligen Nächte führten hinüber ins "Naie Johr", von dem man sich immer wünschte, daß es "besser werd wie´s olte wor".

Einwohnerzahl 1939: 1273
Ortsbetreuer:

Wilfried Rauscher

Henricherburger Str. 140a

45665 Recklingheusen

EMail:wilfried-rauscher@web.de

Tel.023 61-8 88 45


 
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