Retschitz +
1257 - 1980
(Racice)
Der Ort lag zu beiden Seiten des Saubaches. Post-, Sanitäts- und Sicherheitswesen waren in Deutsch Kralupp.
Landwirtschaft und Viehzucht hatten große Bedeutung. Nach dem "Humboldtschacht" (bis 1872) förderte der "Josefischacht" auf dem Gebiet von Naschau reichlich Kohle. Die Filialkirche zum hl Laurentius zahlte schon 1384 den Zehnten an König Wenzel. Nach dem Brand 1736 wurde die neue Kirche mit dem Hochaltar zum hl. Laurentius erbaut. Das alte Schulhaus ist 1736 im Gemeindebuch die "leerstehende" Pfarrei genannt worden.
Im Jahre 1882 entstand auf dem Platz der alten Schule eine neue mit Schul- und Gemüsegarten. Auch ein Armenhaus hatte bestanden. Retschitz hatte, wie viele heimische Orte, eine Anzahl von Besitzern zu überstehen.
Nach der adligen Familie von Retschitz kamen die Lobkowitze von Hassenstein, 1528 der Kaadner Bürger Dorsch, 1538 die Herren von Widpach auf Kralupp, dann Sebastian von Weitmühl, 1550 Brixius von Smoharsch, danach 1575 Leonard von Steinbach als Eigner vor.
Der älteste Friedhof lag um die Kirche. Der neue wurde 1890 von den Gemeinden Retschitz, Naschau und Prahn erbaut.
Im Jahre 1790 kauften die Herrschaften Brunnersdorf und Hagensdorf den Ort, der dann über die Gräfinnen von Althan und von Firmian an den Grafen von Wolkenstein überging. Wie oft mußten da die Einwohner umdenken!
Laut Ortsgeschichte blieb der Wolkenbruch von 1896 mit seinen verheerenden Folgen unvergeßlich.
Die Ortschaft Retschitz gibt es nicht mehr; sie fiel dem Kohleabbau zum Opfer. Sie lebt nur noch in der Erinnerung.
Beitrag von Zdena Binterova, Übersetzung Gerhard Stübiger
Das Dorf Retschitz, seit dem Jahre 1960 ein Ortsteil der Gemeinde Körbitz, lag ungefähr 7 km SW von Komotau an beiden Ufern des Saubaches in einer Seehöhe von ungefähr 305 m. Retschitz gehörte zu den ältesten besiedelten Orten des Komotauer Kreises. Seine Entstehung fällt etwa in die Zeit der Jahrhundertwende vom 12. zum 13. Jahrhundert, auch wenn die erste bekannte Nachricht darüber zum Jahre 1237 in einem Falsum aus späteren Zeiten enthalten ist. König Wenzel bestätigt mit diesem Dokument dem Deutschen Ritterorden eine Zahlung aus Retschitz. Weitere Nachrichten sind aus dem Jahre 1281, da „Chotoborius dictus de Retschitz" eine Widmung Krimas und anderer Dörfer der Komotauer Kommende des Deutschen Ritterordens, bestätigt.
Der Ortsname ist slawischen Ursprungs und entstand wahrscheinlich aus dem Personennamen Rak, also Racice, Dorf der Leute des Rak.
Die ersten Besitzer waren die Herren von Rak, von denen wir nur sehr wenig wissen. Ihr Sitz befand sich mit größter Wahrscheinlichkeit südlich vom Bach in der späteren Dorfmitte, in der Nachbarschaft der Kirche, die erstmals 1379 erwähnt wurde. Damals hat Herr Ernst, genannt „Schomburg" von Pürstein, der Kirche von Retschitz einen Priester gegeben.
Ende des 14. Jahrhunderts gehörte Retschitz und einige weitere Dörfer dem Kloster Grünhain in Sachsen. Im Jahre 1405 überließ das Kloster das Dorf im Tausch für anderen Besitz dem Friedrich von Schönburg. Etwa 50 Jahre später erwarben Retschitz die Lobkowitzer von Hassenstein, die es 1528 dem Kaadner Bürger V. Worsch verkauften, der auch manchmal als V. Dorsch auftritt. Nach 10 Jahren erwarb es J. Vidpach von Vidpach (Wildbach?) Wegen seiner Teilnahme am Kampf gegen den König hat er den Besitz verloren und Retschitz änderte seinen Besitzer bis zum Jahre 1620, als es dem Linhart Steinbach von Steinbach für seine Teilnahme am Ständeaufstand beschlagnahmt wurde. Im Jahre 1623 kaufte die ganze Hagensdorfer Herrschaft samt Retschitz Jaroslav Borita von Martinic und Retschitz teilte für lange Jahre sein Los mit dem dieser Herrschaft.
Retschitz war zwar ein kleines aber verhältnismäßig ertragreiches Untertanendorf. Dank der geschützten Lage im Niederungsgebiet gediehen hier landwirtschaftliche Kulturen hervorragend. Im Jahre 1654 lebten hier 7 Bauern, 11 Häusler, von denen einer ein Wirtshaus hatte und drei landlos waren.
Am 24. Dezember 1736 brach in einer dem Höfe ein Feuer aus, das auch 7 Wirtschaftshöfe, die Pfarrei und die Kirche betraf. Die Pfarrei war zwar bald wieder aufgebaut, jedoch als Schule. Die Schule gab es in Retschitz schon seit Ende des 16. Jahrhunderts und nach diesem Brand bekam sie ein neues Gebäude. Eine neue Kirche wurde in den Jahren 1737 - 1741 erbaut, im Jahre 1743 wurde die Sakristei angebaut. Die Kirche war den Heiligen Lorenz und Stefan geweiht.
Die Herrschaftsübersicht von Hagensdorf führt im Jahre 1775 in Retschitz 7 Gespannbauern, 11 Häusler und eine nicht genaue Anzahl von Taglöhnern an. Nach Schaller hatte das Dorf 1787 insgesamt 29 Hausnummern. Aus dem Katasterplan von 1842 ist zu ersehen, dass der Saubach das Dorf in einen kleineren nördlichen und einen größeren südlichen Teil mit der Kirche, damals noch vom Friedhof umgeben, aufteilt. Ein sehr unregelmäßiger Dorfplatz mit einem großen Teich waren auf seiner Westseite.
Bis in die Hälfte des 19. Jahrhunderts war Retschitz eine rein landwirtschaftliche Gemeinde. An Handwerkern gab es hier einen Schmied und einen Schneider, alle anderen Dienstleistungen bot das unweite Kralupp an. Nach Beendigung der Untertanenzeit im Jahre 1850 war Retschitz für kurze Zeit selbstständige Gemeinde, aber bald wurde sie mit Naschau vereinigt. Ab 1892 war der Ort wieder selbstständig.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man in der Nähe der Ortschaft Retschitz „Alaunschiefer" abzubauen. Aber schon am Anfang der 70er Jahre nahm die Bedeutung der Kohlenförderung zu. Es wurde hier der Humboldtschacht aufgeschlossen der 4 Besitzer wechselte und seine Förderung im Jahre 1898 einstellte.
Im Jahre 1882 wurde ein neues Schulhaus erbaut, das nicht nur Kinder aus Retschitz, aber auch aus Prahn, Sosau und Naschau besuchten. Im Jahre 1890 wurde der Friedhof um die Kirche herum aufgelassen und ein neuer zwischen Retschitz und Naschau angelegt.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts begann eine nicht aufzuhaltende Stagnation. Die Einwohnerzahl sank, weil Arbeitsgelegenheiten in der Landwirtschaft, wo Menschen durch Maschinen ersetzt wurden, fehlten, so auch im Bergbau, wo die hiesigen verhältnismäßigen kleinen Schächte stillgelegt wurden, weil sie der billigen Brüxer Kohle nicht konkurrieren konnten.
In Retschitz lebten nur deutsche Einwohner. Nach ihrer Vertreibung in den Jahren 1945/ 46 gelang es nicht mehr das Dorf zu besiedeln. Der Ort lag im zukünftigen Abbaufeld des Tagebaus Priesen, und es wurde deshalb entschieden das Dorf aufzulösen. Vor dem Untergang der Ortschaft wurden die Steinplastiken aus Retschitz in den Kataster Platz übertragen und der Ort wurde zum 1. 1. 1981 aufgelöst.
Einwohner 1939. 139
Ortsbetreuer:
Otto Rummer
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