Bis 1843 (Errichtung der Bezirksstraße) mußten sich die Kunnersdorfer mit dem Marktweg begnügen, der von Bartelsdorf (alte Johanneskapelle) durch das untere Dorf bis zur Kapelle und bis zur Einmündung der Rothenhauser Straße in die Bezirksstraße führte (allerdings ist nicht mehr erinnerlich, wo diese Einmündung war). Fußsteige und unbefestigte Fahrwege führten in alle Richtungen.
Erst nach dem Bau der Dux-Bodenbacher Bahn im Jahre 1873 wurde dieser Weg als Verkehrsweg hinfällig. 1884 errichtete man eine Haltestelle zwischen Eisenberg und Kunnersdorf und zwar am Rande Bartelsdorfs und erst am 15. Mai 1933 hielt der erste Zug in Kunnersdorf.
Bis dahin hatten die Kunnersdorfer einen weiten Weg zur Eisenbahn, entweder nach Eisenberg/Bartelsdorf oder nach Neudorf. Die Direktion der Staatlichen Eisenbahnverwaltung hielt die Einrichtung einer Haltestelle in Kunnersdorf lange Zeit für nicht notwendig, da die Orte Kunnersdorf, Hohenofen und Schimberg als weit ab vom Schuß galten und für die Verkehrsabwicklung uninteressant waren. Man richtete zunächst die Haltestelle Neudorf ein, und zwar geographisch so, daß die Ortschaften Kunnersdorf, Schimberg, Hohenofen und Neudorf einen gleichen Fußweg von einer halben Stunde zur Bahn hatten. Die Haltestelle stand also mitten in den Feldern mit einem Gebäude für die Bahnabfertigung, einem Bahnwärterhaus und einem Wirtshaus. Wenn man sich erinnert, war diese Haltestelle auf halbem Weg von Hohenofen nach Neudorf, also mitten im Feld.
Die Post für Kunnersdorf wurde allerdings auf der Haltestelle Eienberg/Bartelsdorf abgeladen. Der Chronik des Karl Kraus zufolge wurde die Kunnersdorfer Post alle drei Tage bei jedem Wetter mit einer Handkarre dort abgeholt. Man kann sich denken, daß manche Nachricht zu spät eintraf, z. B. eine Sterbenachricht kam manchmal erst an dem Tag an, als die Beerdigung stattfand oder auch später. Dessen ungeachtet hatte Kunnersdorf inzwischen durch die - wenn auch kleine - Industrie Frachtgut, das jedesmals nach Bartelsdorf oder Neudorf gebracht werden mußte. Schließlich gab die Staatseisenbahndirektion in Prag dem Antrag Kunnersdorfs statt mit der Auflage, daß die Kosten z. B. für Bahnhofsgebäude, Wartesaal, Bahnwärterhaus und Perron = Bahnsteig, von der Gemeinde selbst getragen werden mußten. Das Stammkapital der Gemeinde reichte natürlich nicht aus. In einer bemerkenswerten Aktion griffen Gemeindemitglieder zur Selbsthilfe und spendeten nicht unerhebliche Beträge bzw. halfen durch entsprechende Sachspenden wie Ziegel, Zement, Türen, Fenster und Stühle mit. Auch mit kostenlosen Arbeiten beteiligten sich einige. Daneben beschäftigte die Gemeinde zum Niedrigstlohn Arbeitslose für den Fertigbau. Alle Kunnersdorfer halfen in dieser schwierigen Zeit der Weltwirtschaftskrise in beispielhafter Weise.
Mit der Bahnerschließung war einiges erreicht, nicht nur die Industrie - wie zum Beispiel Riedl konnte seine Stühle direkt versenden, oder der Rosenzüchter Lasak seine Rosen, u. a. -, sondern auch die Bevölkerung hatte erhebliche Vorteile: Man konnte Görkau und Komotau schneller erreichen, die Kinder, die eine höhere Schule besuchen wollten, hatten nicht mehr den weiten Schulweg zu Fuß und vor allem die Post kam pünktlich an. Man konnte weitere Reisen planen, indem man nach Komotau zum Umsteigen fuhr und von dort gab es Schnellzüge in alle Richtungen. In Kunnersdorf selbst hielten nur Personenzüge.
Andere Verkehrsmittel waren eigentlich nicht bekannt. Vielfach wird erwähnt, daß Kunnersdorf einen Busverkehr hatte, aber Genaues weiß man nicht.
Viele Strecken wurden von der allgemeinen Bevölkerung zu Fuß zurückgelegt, wer ein Fahrrad besaß, war schon etwas besser dran. Die großen Landwirte fuhren mit einem "Steirerwagl", so nannte man einen leichtes Fuhrwerk mit einem "Sitzbock" für zwei Personen und einer kleinen Ladefläche dahinter. Die Grohmannschächte hatten eine Kutsche, die aber nur für leitende Angestellte nutzbar war. Und Autos? Soviel erinnerlich, hatten Herr Horn aus dem unteren und Herr Schlesier aus dem oberen Dorf ein Automobil und natürlich der Doktor in Eisenberg. Verschiedentlich gab es auch ein Motorrad - NSU 90 - dieser Begriff ist noch in unseren Köpfen. Aber wer eines besaß, wissen wir leider nicht mehr; meistens waren es jüngere Leute. Lastwagen besaß in K. keiner, die durchfahrenden wenigen Lastwagen kamen von Görkau vom Trasportunternehmen Viehfeger oder auch von Komotau. Lastentransporte wurden in der Hauptsache durch Pferdefuhrwerke getätigt.