Michanitz +
1468 - 1955
(Michanice)
Der Ort ist aus zwei Meierhöfen entstanden, deren einer dem Jesuitenorden und der andere zu Welmschloß gehörte. Von den Einwohnern wurden Getreide Rüben, Kartoffeln und Klee angebaut. Der Waldbestand gehörte teils zu Rothenhaus, teils zu Komotau. Der 2 ha große Komotauer Teich diente der Karpfenzucht.
Alten Michanitzern sind bestimmt noch folgende Flurbezeichnungen bekannt: Quittenrachel, schwedischer Gottesacker und Reißigflur. Es existierte ein altes Gedenkbuch, das noch 1900 von dem Ortsbewohner Gamperle geführt wurde.
Die Kapelle zu Ehren Mariens wurde 1853 erbaut. Eine Johannesstatue ist ist 1734 errichtet worden. Es gab auch einen Gedenkstein, welcher da aufgestellt wurde, wo zwei Fleichhauer sich erstochen hatten.
In Michanitz ist der große Gelehrte Aurogallus- "Goldhahn"- geboren , desgleichen die Zisterzienserpriester Vogel und Gamperle.
Das Gemeindesiegel trug in der Mitte einen Stern, der mit Kranzstücken umgeben war. Am äußeren Rand stand die Bezeichnung Michanitz.
Die Geschichte von Michanitz
Ein Beitrag von Zdena Binterová übersetzt von Gerhard Stübiger+. Ergänzungen von Internet- Sachbearbeiter Helmut Mürling
Über die älteste Zeitperiode des Ortes Michanitz, der nicht ganz 2 km östlich von Komotau lag, ist wenig bekannt. Sein Kataster hat Ende des 19. Jahrhunderts ein Ausmaß von 160 ha gehabt und fast dieses gesamte Gebiet hat das Werksgelände von Mannesmann eingenommen. Die Seehöhe von Michanitz war 300 m.
Die erste schriftliche Erwähnung im Komotauer Grundbuch über Michanitz stammt aus dem Jahre 1468 und sagt über Erbschaft aus. Das Schicksal des Ortes war vom Anfang an mit der Stadt Komotau verbunden. Davon zeugt auch die Tatsache, dass seit der Hälfte des 16. Jahrhunderts die Komotauer ihr Vermögen in diesem Ort erworben haben. So gehörten in der Hälfte des 17. Jahrhunderts fast 20 % der Felder zu zwei Höfen (einer gehörte dem Stadtrat, der andere den Komotauer Jesuiten), fast 56 % den Komotauer Stadtbürgern und nur etwa 5 % den örtlichen Landwirten. Dabei war die Rentabilität des Dorfes für den feudalen Herren viel höher, als in einigen viel größeren Dörfern.
Darüber berichtet die Taxierung der Komotauer Herrschaft aus dem Jahre 1605, die beim Verkauf der Herrschaft erstellt worden war. Das Dorf wurde dem Georg Popel von Lobkowitz beschlagnahmt. Der Wert des Ortes Krima wurde z. B. fast auf die Hälfte des Ortes Michanitz bestimmt, wenn auch dort 5 Untertanen mehr wohnten.
Das Wachstum von Michanitz wurde durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochen, der das Dorf stark betroffen hat. Im Jahre 1654 haben hier nur der Jesuitenhof, 7 Hütten, 2 davon Öde gestanden. und 1 Landlosen gab es hier. Die alle haben immer noch zu dem Komotauer Gut Schönlind gehört. Auch am Anfang des 18. Jahrhunderts hat sich die Situation nicht gebessert. Neben den zwei schon erwähnten Höfen gab es hier nur das Haus des Dorfgerichtes, eine Hirtenhütte und drei verlassene Bauernhöfe.
Zu einer gewissen Belebung kam es nach Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1774. Deren Hof in Michanitz wurde an drei örtliche Einwohner und neue Ansiedler verteilt, die hier 10 Häuser aufgebaut haben. Zu einer weiteren Änderung kam es nach Abschaffung der Leibeigenschaft. Hiermit hat die Stadt unbezahlte Arbeitskräfte verloren und der Hof war weiterhin nicht mehr rentabel. Er wurde deshalb aufgelöst und die Grundstücke wurden in Erbpacht den örtlichen und auch neuen Ansiedlern gegeben. Die Anzahl der Bauernhöfe stieg hiermit auf 26 und Michanitz gehörte wieder zu den größeren Dörfern. Im Jahre 1850 ist Michanitz zur Ortschaft der Stadt Komotau geworden und 3 Jahre später erbaute man am Dorfplatz eine Kapelle, geweiht der unbefleckten Heiligen Jungfrau.
Die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts bedeuteten eine weitere Änderung: am Rande der Stadt Komotau wurden die Gebäude der Gesellschaft Erzgebirgischen Eisenwerksgesellschaft, die späteren Mannesmannwerke, erbaut. Der Schacht Julius hatte seine Tätigkeit begonnen.
Der Juliusschacht war die Energiequelle des Mannesmannwerkes. Über eine Seilbahn war der Juliusschacht mit dem Werk verbunden, welche die Braunkohle für die Hochöfen herbei beförderte. Die Asche der Hochöfen wurde in den Jahren 1940- 45 nordwestlich von Michanitz auf einer riesigen Aschenhalde abgelagert. Die Bevölkerung sammelte von dieser Aschenhalde, die noch unverbrannten Kohlen auf, um sie in den häuslichen Öfen zu verbrennen.
Die Stadt wuchs, in neuen Betrieben haben viele Menschen Arbeit gefunden und in Michanitz wurden weitere Häuser aufgebaut.
Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung wurde das Dorf nicht mehr voll nachbesiedelt. Die Folgen des Kohlenabbaus haben sich bemerkbar gemacht, der Boden senkte sich ab. Im Jahre 1955 war Michanitz amtlich aufgelöst und heutzutage dient das Gelände als Ascheabladeplatz für das Kraftwerk des ehemaligen Mannesmann- Röhrenwalzwerkes (Firma Válcovny trub a železa).
Die untenstehenden Fotos zeigen Michanitz im Jahre 1953. Michanitz stand auf den Bergwerks- Stollen des Juliusschachtes. Dadurch konnte keine Statik der Häuser mehr bewahrt werden. Michanitz versank in den Fluten der sich bildenden Dolinen (Bingen).