ESKU
wurde dem Vernehmen nach 1920 von Ernst und Josef Schwab, beides Kunnersdorfer, gegründet. Der Betrieb produzierte mit Erfolg Stahl-Rasierklingen und befand sich im Gebäude des Josef Schwab. Darüber hinaus betrieben die Gebrüder Schwab auch einen Elektro-Großhandel. Die Familie Schwab war sehr weltoffen mit zahlreichen internationalen Verbindungen. Den Stahl bezog sie auch seinerzeit schon aus dem bekannten Solingen in Deutschland, wo die Familie nach der Vertreibung unterkommen und zumindest den Elektrogroßhandel weiterführen konnte. 1970 hatte die ESKU 50jähriges Firmenjubiläum. Der jetzige Firmenchef ist Josef Schwabs ältester Sohn Reinhard. Die Familie Schwab wohnt in Hahn.
Käserei LAUBE
Neben unserer Volksschule befand sich, getrennt durch einen Garten, die Käserei Laube. In diesem Haus wurden "Olmützer Quarkln" hergestellt, die allseits Anklang fanden und einen herzhaften Geschmack hatten.
Gegründet wurde der Betrieb nach dem ersten Weltkrieg von Frau Laube, die aus Breslau stammte. Herr Laube war ein Duxer. Die Laubes hatten 3 Töchter, also ein Dreimäderlhaus. Die Älteste war Maria, sie war im elterlichen Betrieb tätig. Eine Tochter hieß Martl, sie hat sich nach Groß-Gerau, wo sich heute alle Laubes aufhalten, verheiratet. Und eine Tochter ist die uns allen bekannte "Laubefreiln". Eine bei uns sehr beliebte Lehrerin, die leider nur kurz in Kunnersdorf unterrichtete.
Die Käsetradition hat die Tochter Martl fortgesetzt, die in Groß-Gerau in eine Käserei einheiratete und nach der Vertreibung die übrigen Laubes aufgenommen hat. Leider ist diese Schwester schon verschieden, die älteste Schwester ist mittlerweile 95 und unsere Laubefreiln, die sich bester Gesundheit erfreut, 90 Jahre alt. Beide wohnen mit ihrer Nichte (der Tochter ihrer verstorbenen Schwester) in Groß Gerau.
Essigfabriken
2 Essigfabriken konnte Kunnersdorf verzeichnen.
Die ältere Essigfabrik gehörte bis Kriegsende der Familie Hofer in Kunnersdorf-Hütte. Sie wurde in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gebaut und 1862 von Johann Hofer erworben. 1894 brannte sie nieder, wurde aber wieder errichtet und war bis zur Vertreibung 1945 in Betrieb. Die Erzeugung erstreckte sich auf Holzgeist, Holzessig, essigsaures Eisen, essigsauren Kalk, gelben Bleizucker, Holzkohlenteer und Schmiedepech. Bemerkenswert ist hierbei, daß die Besitzer direkte Nachkommen des Freiheitskämpfers Andreas Hofers waren
Die zweite Essigfabrik war die sogenannte "Essigbude". Sie befand sich ca. 300 m unterhalb des Ortes Kunnersdorf. Im Jahre 1888 wurde sie durch Karl Heinrich Kolopasch gegründet, ein Jahr später jedoch an Dr. F. Schmelzer verkauft. 1896 erfolgte wiederum ein Besitzwechsel. 15 Arbeiter und 4 Angestellte fanden hier Arbeit und Brot. Erzeugt wurden chemisch reine Essigsäure für pharmazeutische und Speisezwecke sowie Methylalkohol.
Diese Essigfabrik wurde irgendwann im 20. Jahrhundert stillgelegt, das große Gebäude hatte man zu Mietwohnungen ausgebaut. Wer bei Kriegsende der Besitzer war, ist nicht mehr bekannt. Der bereits leider verstorbene und allseits beliebte Landsmann Rudi Endler und seine Mutter wohnten bis zum Kriegsende dort.
Sägewerke
Im oberen Dorf nahe der Straßenabzweigung nach Schimberg befand sich das Sägewerk des Erwin Gründig. In den dreißiger Jahren brannte dieses Sägewerk ab. Bis dahin jedoch war es ein ansehnliches Anwesen mit einigen Beschäftigten, die Möbel fertigten. Soweit erinnerlich, wurden in diesem Werk einstmals u.a. auch Ski und Rodel hergestellt. In den Kriegsjahren bewirtschaftete die Familie Max Thiel (aus dem Gebirge) das Anwesen. Es wurden "Hulzkastln" gefertigt, die mit sehr schönen Bordüren und Figuren in Brandmalerei versehen waren. Sie dienten als "Federkastln", aber auch als Schmuck- oder Nähkästchen. Nach 1945 nahm dieses Sägewerk ein Tscheche in Besitz und einige unserer Frauen mußten bis zur Vertreibung dort arbeiten, u.a. auch unsere Laubefreiln.
Im oberen Dorf zwischen dem Schuster Hohnl und Dr. Prager, etwas zurückgelegen, befand sich ein weiterer holzverarbeitender Betrieb namens Gröschl, dessen genaue Produktion leider nicht mehr im Gedächtnis ist, auf jeden Fall wurde dort Holz gesägt, das konnte man von der Straße aus immer wieder hören. Wie erinnerlich wurde das Anwesen erst in den dreißiger Jahren errichtet und war bei Kriegsende noch nicht ganz fertiggestellt.
Braunkohlenbergbau
Grohmannschächte
Obwohl auf dem Kunnersdorfer Gemeindegebiet keine Braunkohlen fördernden Betriebe vorhanden waren, hatten die umliegenden Schächte für Kunnersdorf insofern eine wirtschaftliche Bedeutung, als der Großteil der Bevölkerung sich seinen Lebensunterhalt bzw. ein Zubrot dort verdiente. Für Kunnersdorf kamen in erster Linie der Grohmannschacht, dann der Ellyschacht und der Robertschacht in Frage. Hierbei ist zu bemerken, daß nur der Grohmannschacht geteuft wurde, die anderen Schächte arbeiteten im Tagebau.
1893 fand die erste Teufung des Grohmannschachtes statt und bereits zwei Jahre später förderte man die erste Braunkohle. Durch die für die damalige Zeit enorm angelaufene Förderleistung mußte etwa um die Jahrhundertwende in unmittelbarer Nähe des ersten Schachtes eine zweite Förderung errichtet werden. Mit diesem zweiten Schacht erhielt der Grohmannschacht seine weithin sichtbare Silhouette mit den doppelten Fördertürmen und den neuen Namen "Grohmannschächte".
Im Gegensatz zu den Zechen in Deutschland lag die Braunkohle nur etwa 100 bis 130 m tief. Dem Vernehmen nach sollen etwa bei Kriegsende 2000 Tonnen täglich gefördert worden sein. Es wurde im Dreischichtsystem gearbeitet, was vielen Kunnersdorfern sehr entgegenkam, konnten sie doch neben ihrer Landwirtschaft oder ihrem erlernten Beruf noch einige Kronen bzw. Mark hinzuverdienen, denn Bargeld war knapp und es zählte stets jeder Heller bzw. Pfennig.
Mittels einer installierten Dynamomaschine, die einen Strom von 110 Volt Spannung und 200 Ampere erzeugte, versorgte sich die Schachtanlage um 1898 selbst mit elektrischer Beleuchtung. In der Folgezeit bauten die Grohmannschächte die Stromerzeugung zu einem Nebenerwerbszweig aus. Sie versorgten mit einem eigens hierfür errichteten Stromnetz bald die Gemeinden Bartelsdorf, Eisenberg, Seestadtl, Kunnersdorf, Schimberg, Hohenofen und bei Bedarf auch Brüx mit Haushalts- und Wirtschaftsstrom (Starkstrom).
Die modernen sanitären Anlagen und die Bewetterung der Schachtanlage (Luftaustausch) galten seinerzeit weit und breit als vorbildlich und nachahmenswert.
Die Bewetterung erfolgte über 3 Luftschächte. Ein Luftschacht befand sich auf der sog. "Hort", der Wärter war Franz Perner, ein weiterer war hinter dem Bahnhof "Eisenberg" am Ortsende von Bartelsdorf, dessen Wärter nicht mehr nicht bekannt ist, und ein dritter war südlich des unteren Dorfes auf halben Wege zum Steinteich angelegt. Der Wärter dieser Anlage war der Elektriker Karl Elmerich (davor war es ein Herr Partsch). Dieser Luftschacht wurde zu Beginn der vierziger Jahre wegen Einbruchgefahr stillgelegt und hierfür als Ersatz ein neuer Luftschacht auf dem Weg nach Neudorf Richtung Pfaffenbüschl hinter dem Haus des Elektrikers Josef Jugl errichtet. Herr Jugl betreute diesen Luftschacht bis Kriegsende betreute.
Mitte der dreißiger Jahre brach in der Sortierung des Grohmannschachtes ein Großfeuer aus, das jedoch zu keiner größeren Beeinträchtigung der Förderung führte, obwohl der Schaden über Tage ziemlich groß ausfiel. Größere Unglücke und Grubenkatastrophen hielten sich in den Folgejahren dankenswerterweise durch die umfangreichen Sicherungsmaßnahmen und einer gut ausgebildeten und stets intakten Grubenwehr in Grenzen, obwohl es einzelne Opfer immer wieder gab, und die sowieso nicht sehr wohlhabenden Familien ihre Ernährer durch schlagende Wetter oder auch einstürzende Kohle verloren.
Die Grohmannschächte besaßen auch eine Musikkapelle, die hier abgebildet ist. Sie spielte zu besonderen Anlässen wie Jubiläen und Festen, aber auch bei Beerdigungen für verunglückte "Kumpel".
In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann man die Grohmannschächte und die Gegend um sie herum abzubauen, um die unter den umliegenden Orten befindliche Kohle im Tagebau abzutragen (Kunnersdort ist leider eines der Opfer dieser Maßnahme).
Neben den Grohmannschächten wären auch der Elly- und Robertschacht zu erwähnen. Hier wurde stets nur im Tagebau gearbeitet. Diese Schachtanlagen lagen in Richtung Seestadtl und dienten außer Kunnersdorfs Einwohnern, auch Hohenofnern und Schimbergern als Arbeitsstätte.