Die Quinauer Wallfahrt hat ihren Ursprung im Jahre 1342 in Quinau, Kreis Komotau im böhmischen Erzgebirge. Nach der Flucht und Vertreibung in den Nachkriegsjahren 1945/46 fanden viele Heimatvertriebene auch in Trutzhain ihre neue Heimat. Die meisten von ihnen waren katholisch.
Sie kannten die Wallfahrtsstätte Quinau im Erzgebirge aus eigenem Erleben. So entstand frühzeitig der Wunsch nach einer eigenen Wallfahrt, nachdem ein Besuch in der alten Heimat schwierig, ja unmöglich war.
Der Ort Trutzhain entstand aus dem Kriegsgefangenenlager STALAG IX A Ziegenhain. Die Heimatvertriebenen machten aus dem Lager ein Dorf. Sie feierten die Wallfahrt bereits, als das Lager noch Siedlung war.
Der Komotauer Franz Peschek ließ in den Jahren 1949/ 50 eine Quinauer Madonna für Trutzhain schnitzen. Das ehemalige Lager entwickelte sich mit seinen typischen Häusern zu einem Wallfahrtsort. Die Kirche war von 1949/50 bis zum Jahre 1965 in einer Baracke untergebracht.
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Die Wallfahrt, die ihren Höhepunkt immer am Sonntag nach Mariä Heimsuchung (2. Juli) hat, brachte 300 bis 500 katholische Christen nach Trutzhain, die ihre Gebete der Mutter von Quinau anvertrauten. Die Mutter von Quinau hatte ihre Anziehungskraft behalten. Kinder mit weißen Kleidern trugen die Madonna von Neukirchen in Prozession nach Trutzhain. So wurde an die Tradition angeknüpft, in der die Wallfahrer die Muttergottesfiguren ihrer Gemeinden nach Quinau brachten. Auch weitere Wallfahrer aus umliegenden Gemeinden kamen nach Trutzhain.
In den Jahren 1964/ 65 wurde die heutige Trutzhainer Kirche "Maria Hilf" erbaut. Sie hat die Form eines Zeltes. Diese Bauform soll an die allerheiligste Dreifaltigkeit erinnern. Dabei steht das Zelt als Symbol für das Unterwegssein durch das Leben. Die markante Kirche im Umfeld der Baracken soll auch an das Schicksal der Vertreibung erinnern. Die Kirche hat eine Marienkapelle, die mit dem Pfarrhaus verbunden ist. Das Pfarrheim schließt an den Campanil- Glockenturm an. In der Kirche besticht ein grandioses Lichtspiel durch die unterschiedlichen Elemente der farbigen Glasfenster. Sie ist ein Werk des Trutzhainer Gestalters Manfred Lausmann. Auch den Kreuzweg verdankt die Gemeinde seiner Werkkunst. Das Ensemble von Altar und Taufbecken ist eine Arbeit des Trutzhainer Steinmetzmeisters Herbert Heidenreich.
Im Jahre 1987 überreichte der damalige Komotauer Heimatkreisbetreuer G.H.Kilberth der Trutzhainer Kirchengemeinde eine neue Muttergottes- Statue. Sie hat große Ähnlichkeit mit der Quinauer Madonna. Ein entscheidender Unterschied besteht allerdings:
Es ist eine "Mater gravida", eine schwangere Madonna mit dem Jesuskind im Bauch. Dieses ist eine sehr seltene Darstellungsform der Gottesmutter. Der Holzschnitz- Künstler ist der in Uhrissen geborene Anton Reinelt. Ihm ist eine eigene Seite gewidmet.
Im Jahre 2008 wurden am Wallfahrtstag in der Maria Hilf- Kirche neue Meßgewänder getragen. Auf ihnen haben sich die Designer der Werkakademie für Gestaltung in Kassel mit dem Thema "Quinauer Wallfahrt in Trutzhain" auseinander gesetzt.