Die Sage von der Seeberghöhle - Unsere Menschen

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Erzählungen, Sagen
Neudorf/Biela
Die Sage von der Seeberghöhle

von Irene Eckart

aus dem Sagenbuch Mittel- und Erzgebirge


Vor langer Zeit glaubten die Menschen noch an die klugen Zwerge, die in den Bergen hausten und die Schätze der Erde bewachten. Unvernünftige und gierige Menschen strebten nach deren Besitz. Nur zu ganz bestimmten Zeiten war es ihnen vergönnt, diese funkelnden Herrlichkeiten zu schauen oder sich gar an ihnen zu bereichern.

So war es auch in der Höhle am Seeberg, in der, wie die Sage berichtet, Kostbarkeiten in Hülle und Fülle liegen. Nur einmal im Jahr, am Palmsonntag, öffnet sich der geheimnisvolle Eingang dieser Höhle und nur dann sind diese Schätze zu erblicken.
Es machte sich einst eine arme Frau auf den Weg, diese Höhle zu suchen, um von dem Golde soviel wie möglich zu erlangen. Es sollte das Ende ihrer Not sein. Die Frau stieg an einem Palmsonntag, ihr Kind in den Armen haltend den Seeberg hinan, bis zu der Stelle, an der sich die Höhle befinden sollte. Gerade läuteten die Glocken im nahen Ulbersdorf den Mittag ein, da öffnete sich unter Donnern und Dröhnen der Felsen vor ihr. Die Frau war geblendet von dem Glanz der Kostbarkeiten vor ihr. Schnell setzte sie ihr Kind auf den Boden und raffte in ihre Schürze soviel Gold und Edelsteine sie konnte. Sie dachte nicht mehr an ihr Kind und eilte hinaus. Und schon krachte der Höhleneingeng wieder hinter ihr zu. Erst jetzt kam die Frau zur Besinnung. Sie hatte zwar Gold und Edelsteine, aber ihr Kind hatte sie in der Höhle vergessen. Die Höhle war zu und da half kein Jammern und Flehen. Nun hatte sie das glänzende Gold, das sie nun nicht mehr achtete. In ihrem Kummer kam ihr der rettende Gedanke, daß sich ja im nächsten Jahr an Palmsonntag die Höhle wieder öffnete.
So mußte sie denn bis zum nächsten Jahr warten um vielleicht ihr Kind wieder zu finden. Sie stieg am Palmsonntag frühzeitig den Seeberg hinan. Als die Uhr Zwölf schlug öffnete sich der Fels abermals. Es funkelte und blitzte in der Höhle. Doch die Frau würdigte die Schätze keines Blickes. Sie suchte nach ihrem Kind und fand es immer noch auf dem Boden sitzend. Es spielte mit den bunten Edelsteinen. Die Frau drückte das Kind fest an sich und verließ eilends die Höhle. Diese schloß sich alsbald krachend hinter ihr.
 
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