Tenetitz +
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Tenetitz
(Denetice)
Dieser Beitrag über Tenetitz soll an dieses Dorf erinnern und zugleich ein Danke sein an unseren verstorbenen Landsmann Alfred Tschiharsch. Er war viele Jahre Ortsbetreuer und hat in der Komotauer Heimatzeitung sein Heimatdorf für die Nachwelt eindrucksvoll beschrieben. Weitere Einzelheiten hierzu sind in der Heimatstube in Erlangen.
Fürs Internet zusammengestellt von Hedwig Gemmrig - Helmich
Es war einmal…
So müsste man heute beginnen, wenn wir an den Ort Tenetitz im sudetendeutschen Heimatkreis Komotau denken und aufsuchen, denn nur noch Reste von dem einst vorzeigbaren deutschen Dorf sind übrig geblieben, nachdem seine über Jahrhunderte angesiedelten Bewohner 1945 innerhalb von Minuten von Haus und Hof mit nur einigen Habseligkeiten unter großen Schikanen vertrieben wurden.
Und so war es früher …
Tenetitz gehörte einst zum Gut Hruschowan und hatte somit die gleichen Besitzer. Im 30jährigen Krieg 1618-1648 war Nicolaus Hochhauser der Besitzer. Später kam der Ort an die Herren Negroni von Riesenbach. Im Jahre 1739 war Freiherr von Klebelsberg Besitzer, der im gleichen Jahre Tenetitz an die Stadt Komotau verkaufte. 35 Jahre später im Jahre 1784 wurde das Gut Tenetitz und die darauf stehenden Meierhofgebäude sowie die Felder aufgeteilt und an 5 Bauern in Eigentum übergeben. Durch diese Vorgeschichte ist eine enge Beziehung zur acht Kilometer entfernten Kreisstadt Komotau gewachsen.
Der Ort Tenetitz lag am Saubach und an der im Jahre 1881 erbauten Bezirksstraße Komotau - Priesen – Holletitz und führte im Osten nach Horatitz – Saaz. In Richtung Westen ging eine kleine Straße nach Hruschowan und zur Pragerstraße Komotau – Prag. Nach Süden war eine Straßenverbindung nach Pröhlig und Strahn an die Eger.
Die Bahnlinie der Buschtehrader Eisenbahn führte am Ort vorbei und im Jahre 1930 erhielt Tenetitz eine Eisenbahnhaltestelle, vordem musste man in Horatitz zusteigen. Dort befand sich auch die Poststation.
Die Tenetitzer betrieben hauptsächlich Landwirtschaft, denn 80 Prozent der 286 Hektar großen Gemarkung war Ackerland. Neben der Viehzucht wurde insbesondere der Anbau von Hopfen betrieben. Dieser gedieh im Saubachtal ganz besonders und wurde nach dem Hopfenherkunftsgesetz von 1921 dem Hopfenproduktionsgebiet Saaz zugerechnet.
Der Hopfenanbau war zur damaligen Zeit noch eine mühevolle Arbeit. Nach der Ernte, dem Pflücken der Blütendolden wurde diese in Säcken verladen und dann beim Bauern in der Hopfendarre(Scheune) aufgeschüttet und getrocknet.
Neben den selbständigen Landwirten verdienten sich einige Bewohner ihren Unterhalt als Handwerker und Arbeiter bei der Eisenbahn und in den weiter entfernten Betrieben.
Es lebten in Tenetitz 1939 insgesamt 91 Einwohner in 22 Familien, früher waren es zum Teil mehr Einwohner, weil die Familien größer waren. Kam ein Kind zur Welt, so holte man die Hebamme aus Horatitz. War ein Arzt von Nöten, dann eilte man zum Bahnwärterhaus und telefonierte nach Priesen und der Bezirksarzt Dr. Hübler kam mit seinem Automobil.
Zur Schule und zur Kirche ging man in den Nachbarort Hruschowan und deshalb wurden die traditionellen kirchlichen Feste an Ostern und Fronleichnam auch gemeinsam am Ort der Kirche begangen.
Bräuche und Sitten wurden von den Tenetitzern gepflegt und gelebt. Es begann im Frühjahr mit dem Hexenaustreiben durch Peitschenknallen am letzten Aprilabend.
Zu Ostern das Ostersaatstreuen und das Osterreiten der Landjugend. Man traf sich mit den Reitern von Hruschowan am Kriegerdenkmal (siehe Foto bei Hruschowan).
Im Herbst nach der eingebrachten Ernte stand das Erntedankfest an. Dies wurde mit besonderer Freude gefeiert und man sandte sogar einen festlich geschmückten Erntewagen zum Bezirkserntefest nach Komotau.
Die Kirchweih war das Fest der Geselligkeit mit Tanz und gutem Essen. Jedes Dorf feierte seine eigene Kirchweih und die anderen Orte kamen hinzu. Treffpunkt fürs Kennenlernen – Heirat nicht ausgeschlossen - auf dem Tanzboden im Gasthaus.
Mit der Tenetitzer – Hruschowaner Hauptjagd , die jeweils am Kirchweihmontag abgehalten wurde und nochmals ein Höhepunkt in Tenetitz war, ging das Jahr seinem Ende zu.
Wie die meisten Orte, so hatten die Tenetitzer auch eine eigene Kapelle, die 1783 erbaut wurde. Den Innenraum zierte ein uraltes Ölgemälde, die hl. Maria mit dem Kinde, ca. 110 mal 80 cm groß. Die im Türmchen befindliche Glocke hatte die Inschrift: "Franz Bernhard Pietschmann goss mich anno 1783 in Komotau. Leider wurde die Glocke im Ersten Weltkrieg Kriegszwecken geopfert. Im Jahre 1922 wurde eine neue Glocke von der Firma Richard Herold in Komotau gegossen. Diese wurde von Dechant Dr. Richard Wewerka, Hruschowan geweiht. Glockenpatin waren Anna May und Maria Tschiharsch.
Die linke Seite auf dem Friedhof war für die Tenetitzer reserviert.
Die bäuerlichen Anwesen erstreckten sich meist entlang der Bezirksstraße oder waren zurückgesetzt gelegen. So entstand ein geräumiger Abstand und in der Mitte ein Dorfplatz, wo sich der Dorfbrunnen und der Dorfteich befand. Hier standen die im Jahre 1880 unter Gemeindevorsteher Josef Kaufmann gepflanzten Kastanienbäume und 1890 unter Gemeindevorsteher Franz Kräupl sen. gesetzten Eschenbäumen.
Dieses Foto zeigt das Anwesen von Anton und Franziska Schimm. Das Erdgeschoß war wie die meisten Häuser aus Stein und verputzt. Das Obergeschoß war Fachwerk mit einem eingebauten Balkon (Loggia) (dieses Haus ist als einziges der 22 Wohnhäuser übrig geblieben)
Gehen wir in der Erinnerung durch das Dorf, so standen da die bäuerlichen Häuser mit Stallungen, Scheune, Brunnen und Garten der Familien Hanka, Schmied, Schubert, Zein, Willmitzer ( letzter Bürgermeister), Kaufmann, Kräupl, Schimandl, Merten, Fritsch, May, Herr und Gutstein. (Vormalige Besitzer sind bekannt).
Und mitten im Dorf an der Bezirksstraße befand sich das 1898 neu erbaute Haus von Alois und Maria Tschiharsch geb. Enzmann. Das an dieser Stelle stehende 200 Jahre alte Haus wurde zuvor abgebrochen.
Im neuen Haus aus Ziegelsteinen wurde eine Gastwirtschaft eingerichtet und am 1. Juli 1899 eröffnet. Außerdem befand sich hier eine Tabaktrafik und bis 1938 ein Kolonialwarenhandel.
Wir sind wieder zurück und begeben uns nun in südlicher Richtung vom Gasthaus Tschiharsch aus auf der Straße zum Eisenbahngelände. Vorbei an einem Platz mit Kugelakazien, rot blühenden Weißdornbäumen und Kastanien. Links die eingangs beschriebene Kapelle und im Hintergrund das Gemeindehaus mit drei Räumen für den einstigen Nachtwächter/Gemeindediener. Auch befand sich auf diesem Platz das Gerätehaus der Feuerwehr.
Auf die andere Seite der Geleise führte, vielmehr spannte sich eine gemauerte Brücke, die von der Eisenbahn 1869 erbaut wurde. In dieser Zeit des Streckenbaues waren große Erdbewegungen notwendig. Der Hirtenberg, wurde in Ortsnähe teilweise abgetragen und das Geröll entlang der Strecke für die Dammaufschüttung verwendet. Da der Hausberg, der Hirtenberg, den Dorfbrunnen speiste, bekam Tenetitz von der Eisenbahn die Quelle in Holzrohren verlegt zugeleitet.
Jenseits der Gleise an der Straße nach Horatitz war das Bahnwärterhaus für die Bediensteten und ihre Familien, welche die Schranken in drei Schichten bedienten. Auf dieser Seite war auch die Bahnhaltestelle für die an- und abfahrenden Reisenden.
Gleichsam auf dieser Dorfseite befand sich auf Gemeindegrund eine angelegte kleine Parkanlage mit dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen aus dem ersten Weltkrieg 1914-1918. Das Denkmal wurde am 6. Mai 1926 enthüllt und war vom Bund der deutschen Landjugend errichtet worden.
Daß die Tenetitzer auch Herz und Bewusstsein für Andere hatten, ist der Beweis des Grabes der 14 Unbekannten. Die ganze Geschichte über das Grab finden wir in der Komotauer Heimatzeitung vom November 1967, geschrieben von Alfred Tschiharsch. Es muß sich wohl um französische Soldaten aus den napoleonischen Kriegen um 1813 handeln, die in der Schlacht bei Leipzig kämpften.
Die endgültige Umbettung fand in den 1930iger Jahren statt.
Ortsbetreuer:
Otto Rummer
H:S.H. Str.14
67310 Hettenleidelheim
Telefon 06351-6526
Fax:06351-12 29 34
Mail: Ot.Ru@t-online.de