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Milsau +

Kö-Neo
Milsau: Dorfteich
Milsau
1314 - 1970
(Milzany)
von Zdena Binterova,
Übersetzung Gerhard Stübiger


Der Ort Milsau lag inmitten von Wiesen am Milsauer Bach, etwa 3,5 km NO von Kaaden in einer Seehöhe von 293 m. Er hatte einen großen fast runden Dorfplatz oberhalb des Teiches stand in der Mitte das Spritzenhaus mit einem Turm und die barocke Pieta aus dem Jahre 1741 von Waitzmann. Die Gemeinde lag in einer sehr fruchtbaren Gegend, wo sich die Bewohner bis ins 18. Jahrhundert ausschließlich der Landwirtschaft widmeten. Der Hopfenanbau war hier sehr verbreitet. Erst Ende des 18. Jahrhunderts begann hier der Kohlenbergbau. DIE Häuser in Milsau waren vorwiegend ebenerdig, nur einige hatten ein Stockwerk. Unweit des Ortsplatzes stand das Herrenhaus, das sogen. Schloss, das die Stadt Kaaden in der 2, Hälfte des 18. Jahrhunderts im spätbarocken Stil erbaute. Das Interieur wurde in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts im Pseudobarock gestaltet und ist um einen ebenerdigen Terassenflügel ergänzt worden. In ihm war die Kanzlei des Hofverwalters untergebracht. Nach dem Jahre 1945 diente das Objekt dem Staatsgut.
Das ehemalige landgräfliche Gut hatte die NC 1 und sein Wohngebäude hatte am Gewölbeschlussstein der Eingangstüre die Jahreszahl 1817. Im vergangenen Jahrhundert war der Großteil der Häuser in Milsau entweder neu gebaut oder wenigstens umgebaut worden.
Die erste Erwähnung von Milsau ist aus dem Jahre 1314, da ein Heynrich von Milsan angeführt wurde. Das lasst annehmen, dass hier ein Landedelmannshof stand. Aber noch im 14. Jahrhunden, etwa nach dem Jahre 1367, kam Milsau in den Besitz der königlichen Stadt Kaaden und wurde zu seinem Schoßhof, ebenso wie eine Reihe anderer Dörfer. Die Bezeichnung Schoß bedeutele, dass die Höfe der städtischen Steuer unterlagen, deren Höhe nach dem Ausmaß der Grundstücke bemessen wurde. Die Obrigkeit waren der Bürgermeister und der Stadtrat, Einen Schoßhof konnte nur ein rechtsgültiger Bürger halten.
Die Anzahl der Schoßhöfe, die das Kaadner Stadtgut bildeten, veränderte sich im Laufe der Zeit, ebenso wie seine Halter. In Milsau direkt waren 3 Schoßhöfe, der sogen kleinere, mittlere und größere, die nicht nur aus Milsauer Feldern, sondern auch solcher aus Nachbardörfern bestanden. Der weiträumigste Milsauer Schoßhof war der sogen. Größere, auch der landtäfelige genannt. In den Jahren 1518 - 1537 gehörte er dem Zisterzienserkloster in Grünhain und wurde von der Zentrale der böhmischen Klostergüter im unweiten Wistritz geleitet. Das Kloster ging in Folge der Reformation ein und das Eigentum fiel an Kaaden zurück, das weitere zehn Jahre ganz Milsau besaß. Für die Teilnahme an dem habsburgerfeindlichen Aufruhr wurde Kaaden im Jahre 1547 nicht nur mit dem Verlust der Privilegien, sondern auch mit der Konfiszierung der Güter bestraft, zu denen Milsau gehörte. Nach zwei Jahren aber kaufte Kaaden Milsau zurück. Im Jahre 1609 gibt es die erste Erwähnung einer Brauerei in Milsau.
Nach der Schlacht am Weißen Berge kam es im Jahre 1621 zur zweiten Güterkonfiskation der Stadt Kaaden, aber wegen der großen Verschuldung der Stadt wurden ihr Milsau und Würgnitz sowie 2 Höfe in Pröhl und weiteres zurückerstellt.
Schaller führt im Jahre 1787 das Gut Mitsau mit 24 Hausnummern als Eigentum der Stadt Kaaden an, mit Ausnahme 1 Gutes, das dem Ritter Ignaz von Ottifienfeld gehörte. Zu Milsau gehörte eine Reihe von Konskriptionsnummern in 9 benachbarten Dörfern. Unter der Stadt Kaaden verblieb Milsau bis zum Jahre 1850. Auch dann aber als es selbstständiger Ort wurde oder dann im Jahre 1869, als Milsau zusammen mit Prösteritz und Würgnitz Ortsteile der Gemeinde Pröhl wurden, verblieben Kaaden einige Grundstücke im Kataster Milsau.
Die Anfänge des Braunkohlenabbaus in der Gegend von Milsau reichen bis ins Jahr 1780 zurück, als in der Nähe des Teiches nordwestlich vom Dorf einige kleine Gemeindeschächte in Betrieb waren.
Durch Selbstentzündung der Kohle kam es im Jahre 1780 zu einem großen unterirdischen Flözbrand, der erst nach dreißig Jahren durch Umleitung des Baches in die Grubenbaue gelöscht werden konnte. Der Bergbaubetrieb wurde bald wieder fortgesetzt. In den 90. Jahren des 18. Jahrhunderts schloss Herr von Ottielienfeld einen Kohlenschacht bei Milsau auf. Im Jahr 1801 wurden der Leopoldschacht und auch andere Schächte aufgefahren. Eine größere Fördertätigkeit entstand erst ab der Hälfte des 19. Jahrhunderts. Trotzdem aber musste sich in den Jahren 1833 und dann neuerdings 1841 das Kreisamt in Saaz mit Beschwerden wegen des Absinkens tiefbaunäßig abgebauter Felder mit Milsau befassen.
Der Großteil der hiesigen Schächte ging in Folge der Wirtschaftskrise im Jahre 1873 ein. Einzig und allem festigte der Schacht Anna - Karolina durch Technologieveränderung seine Stellung. Die Stagnation wurde erst anfangs der 20er Jahre und dann hauptsächlich durch die Nachkriegskonjunktur unterbrochen. Zu den damals größten Milsauer Schächten gehörten die Schächte Merkur und Ella. Der Merkurschacht befand sich etwa 1 km nordöstlich von Milsau. Er wurde in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem Namen Josef, Karolina, Franz angelegt, wurde später stillgelegt und erst in den Jahren 1904-05 wurde hier der schon moderne Bernhardschacht abgeteuft, der im Jahre 1912 in Merkur umbenannt wurde. Bis zu 170 Bergleute waren hier beschäftigt. Der Betrieb wurde in den 30er Jahren stillgelegt.
Der Ella-Schacht war der früher hier erwähnte Anna-Karolina-Schacht, der 1908 stillgelegt wurde. 1918 wurde er erneut in Betrieb genommen und lief unter dem Namen Ella. Er befand sich NW von Milsau, aber 1923 wurde er schon stillgelegt.
Durch geologische Versuchsbohrungen wurde bei Milsau auch eine große Kaolinlagerstätte nachgewiesen.
Im Jahre 1930 lebten hier 21 Tschechen. 1850 war Milsau für kurze Zeit selbstständige Gemeinde, 1869 aber wird der Ort schon wieder als Ortsteil von Pröhl angegeben. Seit 1920 erscheint Milsau wieder als selbstständige Gemeinde, die nach Brunnersdorf eingepfarrt war. Der Ort gehörte zur Schule nach Wistritz und zur Post nach Kaaden. Zur Gebietsreorganisation war Milsau mit seinen 110 Einwohnern im Jahre 1960 zu Tuschmitz gefallen und 10 Jahre später wurde der Ort wegen fortschreitenden Bergbaues abgerissen.
Die deutsche Bevölkerung wurde in den Jahren 1945/ 46 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben.
Die Barockpieta aus dem Jahre 1741 wurde vom Dorfplatz nach Eidlitz überführt und an der Südseite der Kirche aufgestellt. Das Standbild Peter und Paul vom Tor der Milsauer Pfarrei wurde im Pfarrhof in Eidlitz deponiert.
Förderverein Mittleres Erzgebirge Komotauer Land e. V.
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