Margit Jegerlehner wurde als ältestes von 5 Kindern als Tochter des Friedrich Ringer und Frau Erna in der Gärtnergasse 17 in Komotau geboren. Die Häuser der Gärtnergasse wurden im Rahmen der Erweiterung des Mannesmannwerkes, so wie das gesamte Gutsackerviertel, in den 60er Jahren niedergerissen.
Am 20. Mai 1937 um die Mittagszeit schwebte gerade der Zeppelin über Komotau. Dies war die Geburtsstunde von Frau Jegerlehner, geborene Ringer. In der kleinen Wohnung, bestehend aus Küche und Schlafzimmer lebten damals noch außerdem die Großeltern. Die Großmutter verstarb im Jahre 1939. Am 28.8.1939 erblickte Margits Schwester Christa (siehe oben) im Komotauer Bezirkskrankenhaus das Licht der Welt.
Die Erzählung von Frau Jegerlehners Vertreibung ist makaber, wie bei vielen von uns: Es geschah zu einer Zeit, als noch nicht einmal die vier Siegermächte ihr o.k. zur "menschenwürdigen Umsiedlung" der Sudetendeutschen gegeben hatten, nämlich im Juni 1945. Frau Jegerlehner erzählt dazu:
" An einem heißen Junitag des Jahres 1945 sah ich, wie tschechische Soldaten oben an der Gärtnergasse anfingen die Deutschen aus ihren Wohnungen zu jagen. Darauf ging ich zu meiner Mutter und Opa hinauf in die Wohnung um ihnen dies mitzuteilen. Der Vater war im Krieg gefallen. Ich nahm eine kleine Ledertasche und packte meine 2 Zelluloid- Puppen ein. Wir warteten ab. Als die Reihe an uns kam, verlautete man uns, daß wir in 5 Minuten die Wohnung zu verlassen hätten. In der größten Hitze trugen die Frauen ihre Wintermäntel. Opa nahm nur seinen Wintermantel mit, denn er war über zeugt, er komme bald wieder und er brauche nichts weiter. Mutter wollte ein Kopfkissen mitnehmen, doch das wurde ihr verwehrt mit der Bemerkung, ihr gehöre nichts mehr. Wir kamen daraufhin in das Auffanglager Exerzierplatz in Oberdorf. Es war bis Kriegsende Kriegsgefangenenlager und wimmelte nur so von Läusen.
Mutters Schwiegermutter Anna Ringer geb. Krejci war Tschechin und steckte uns durch den Stacheldrahtzaun Lebensmittel zu. Wir mußten alle dauernd zur Kontrolle und man nahm uns ständig etwas ab. Meine Mutter nähte den geretteten Schmuck in die Mantelsäume ein. Dieser Schmuck ist heute noch vorhanden. Nach geraumer Zeit wurden wir in offenen Viehwagen über die Grenze bei Reizenhain gebracht in das Lager Marienberg.
Monate später fanden wir eine neue Heimat in Schweickershausen in Thüringen, nahe dem eisernen Vorhang. Ca. 100 Vertriebene fanden dort Aufnahme. Die Bauern kamen und suchten sich die Leute aus, die sie zur Arbeit gebrauchen konnten. Meine Mutter verdiente sich mit Schneiderarbeiten ihren Lebensunterhalt. Später arbeitete sie im Schloß in der Küche als Köchin für die Grenztruppe der Volkspolizei. Ich mußte mich oftmals in den Westen über die damals noch wenig gesicherte Grenze schleichen um Lebensmittel zu besorgen. Dies war jedesmal ein Horror, denn die Gefahr erwischt zu werden war groß. Die Schule besuchte ich in Schweickershausen."
Mit 16 Jahren wurde Frau J. zu ihrer Tante nach Nürnberg eingeladen. Mit Zustimmung ihrer Mutter blieb sie bei ihrer Tante in Nürnberg. Später zog sie zu ihrer anderen Tante nach München, wo sie im Haushalt mithalf. Kurze Zeit später fand sie eine Stelle bei Agfa. In München lernte Frau Jegerlehner ihren Ehemann kennen, dem sie dann mit ihrer inzwischen geborenen Tochter Petra nach Biel in der Schweiz folgte. Dies war im Jänner 1962. Frau Jegerlehner lebt heute noch in der gleichen Wohnung.
Die Anschrift ist:
Margit Jegerlehner
Lischenweg 28
CH 2503 Biel /Schweiz
Frau Jegerlehner besucht oft mit ihrer Tochter Petra unsere alte Heimat. Besonders Komotau und Platten samt dem Wallfahrtsort Quinau haben es ihr angetan. Natürlich besucht sie auch ihre Verwandtschaft in Nürnberg . Schließlich konnte der Internet- Sachbearbeiter Helmut Mürling im Gästebuch der Komotauer Stuben einen Eintrag Frau Jegerlehners finden.
Der Webmaster pflegt mit Frau Béguelin, der Tochter Frau Jegerlehners, gute Beziehungen über das Internet. Schon manches alte und neuere Foto konnte so seinen Weg in die www.komotau.de finden.
Das Internet- Team wünscht Frau Jegerlehner für ihren künftigen Lebensweg alles Gute.
Margit Jegerlehner verstarb am 24. September 2018.