Jugend und Studium
Ernst Ferdinand Storch ward am 3. April 1865 in Bielenz, Kreis Komotau geboren. Er erblickte das Licht der Welt im kleinen Barockschlößchen mit der Hausnummer 1, in dem seine Eltern wohnten. Sein Vater Franz Storch war Wirtschaftsverwalter des Großgrundbesitzes der Familie Buquoy. Die Mutter entstammte der Familie des Wirtschaftsverwalters der Herrschaft Rothenhaus.
Die Eltern zogen nach Komotau. Hier war Vater Franz Storch Direktor der Dampfmühle an der Plattnerstrasse. Ernst besuchte in Komotau die Volksschule und das Gymnasium an der Langgasse, das er mit ausgezeichneter Matura (Abitur) abschloß. Nach einem Jahr Militärdienst beim 11. Infanterieregiment und dem Studium der Rechtswissenschaft, das Storch mit dem JUDr.- Titel abschloß, gewann er beim Kreisgericht Brüx, Bezirksgericht Komotau und beim Wiener Rechtsanwalt Dr. Pergelt praktische juristische Erfahrungen.
st
Danach kehrte Dr. Storch nach Komotau zurück. Er eröffnete "Am Graben" zusammen mit Dr. Otto Kühn eine Rechtsanwaltskanzlei. Eine eigene Familie gründete Ernst Storch erst im Alter von 42 Jahren. Er heiratete Anna Franziska Katharina Braun aus Grünewald in Brandenburg.. Das Ehepaar hatte drei Söhne: Eberhard (*1908), Ernst Raimund (*1913) und Friedrich (*1917). Die Familie Storch wohnte in der
Der Bürgermeister
Der Rechtsanwalt Dr. Ernst Storch leitete ohne Unterbrechung über zwei Jahrzehnte die Geschicke der Stadt Komotau. Dr. Storch war für alle Bewohner ein fürsorgender Vater, der mit seinen Stadtvätern die Geschicke Komotaus trotz aller Fährnisse mit sicherer Hand leitete. Seine größte Sorge war die Erhaltung des deutschen Charakters der Stadt.
In seine Amtszeit fällt die erste Pfingstfest- Sängerfahrt der Prager "Barden" nach Komotau, wie auch das erste Bundesfest des Bundes der Deutschen in Böhmen. Sein größtes Werk war die Deutschböhmische Landesschau 1913 (15.6. - 15.9.) zu einer Zeit, als der Erste Weltkrieg vor der Tür stand.
Neben vielen anderen Problemen, denen sich Bürgermeister Dr. Storch gegenüber sah, war die Ernährung von Front und Heimat für ihn von ausschlaggebender Bedeutung. Viele Liebesgabenpakete wanderten damals auf seine Initiative hin an die Front. In Kisten verpackt, hochaufgestapelt standen sie im Rathaus bereit zum Abtransport.
In Dr. Storchs Amtszeit fiel auch der Bau des neuen Goethegymnasiums am Weinberg (1932), der schönen Hutbergwarte als Höhenhotel und des Komotauer Aquariums. Darüber hinau sind noch zahlreiche
Bauten zu nennen, die z.T. heute noch von Bedeutung sind:
Modernisierung des Alaunseebades (1920)
Das Denkmal Ritter von Gerstners (1931/32)
Die Ludwig Jahn- Turnhalle (1933)
Der Neubau des Bezirksamtes am Siemensplatz (1929- 34)
Die Errichtung des Stadtmuseums (20er Jahre des 20. Jh.)
Die Schwesternschule (1924/25)
Aufstockung des Gebäudes der Staatsgewerbeschule
Dr. Storch war Miglied in zahlreichen Vereinen . Er führte den Vorsitz bei folgenden Institutionen:
Beerdigungs- und Unterstützungsverein des bürgerl. Schützenkorps 1876
Deutscher Volksverein
Deutscher Zweig Komotau der Zentrale für Wohnungsbau
Reych "Comotovia" im Geselligkeitsverein Schlaraffia- 1891
Verein der Gemeindewähler Komotau
Deutsche Bezirksjugendfürsorge Komotau
Deutscher Schwimm- Klub Komotau
Verband deutscher Jugendherbergen, OG Komotau
Vorsitz der Museumsgesellschaft
Im Jahre 1933 wurde Dr. Ernst Storch aufgrund des neuen Parteiengesetzes aller seiner Ämter enthoben. Als Dr. Storch 1937 starb, war die Trauer allgemein. Im feierlichen Trauerzug wurde er vom Rathaus, der Stätte seines langjährigen Wirkens, zum Hauptfriedhof geleitet. Die Aktivas der Prager "Herzynen", deren "Alter Herr" der Verstorbene war, hielten die Totenwache.