In der Österreichischen Monarchie war Eduard Anton Grosse in seiner Heimatstadt Komotau und darüber hinaus eine anerkannte musikalische Größe. Er war Musikdirektor in Komotau, Komponist und vor allem Kapellmeister des bürgerlichen Schützencorps (Stadtkapelle), sowie Chordirektor der katholischen Pfarrkirchen in Komotau. Eine einzigartige musikalische Epoche erlebten die Komotauer mit ihm.
Geboren am 12. Juni 1860 in Komotau. Hier bekam er frühzeitig Unterricht im Klavier- und Violinspiel. Mit 14 Jahren gehörte er bereits als erster Violinspieler der hiesigen Musikkapelle an. Er trat noch jung freiwillig in eine österreichische Militärkapelle ein und erhielt seine weitere Ausbildung durch Alphons Czibulka. War ferner Schüler von Kapellmeister C.H. Heinrich Wolff, Domkapellmeister Prof. Anton Förster, Prof. Haberle und studierte in Triest, Wien und Leipzig. Die Gewandhauskonzerte in Leipzig unter Prof. Dr. Karl Reinicke bewirkten einen tiefen, nachhaltigen Eindruck auf den jungen Musiker.
Den 23jährigen Musiker zog es jedoch unwiderstehlich in seine Vaterstadt Komotau zurück, nachdem er als selbständiger Theaterkapellmeister bei J.A. Frey und K. Watzke, wo er damals die noch neuen Operetten „Der Bettelstudent“ und „Eine Nacht in Venedig“ einstudierte und mit größtem Erfolg zur Aufführung brachte.
In seiner Heimatstadt begleitete er vorübergehend die Stelle eines Violinlehrers im gräflich Ezernin´schen Haus und bekam im Juni 1884 die ehrenvolle und schwierige Aufgabe übertragen, die aufgelöste Schützenkapelle neu zu organisieren.
1885 Wird er Stadtkapellmeister in Komotau und Dirigent des bürgerl.Schützenkorps.
1888 Errichtet er eine staatlich autorisierte Musikschule in Komotau.
1893 Nach mit vorzüglichem Erfolg abgelegten Prüfung zum Militärkapellmeister erhielt er am 11. Jänner in Berlin den Musikdirektoren-Titel.
1896 Drei Jahrzehnte Organist und Chordirektor des kath. Kirchenchores an beiden Stadtkirchen in Komotau.
Er war außerdem:
Ehrenmitglied der Neuen musikliterarischen Gesellschaft in Wien,
Mitarbeiter des Wiener pädagogischen Korrespondenz-Komitees,
Herausgeber und Schriftleiter der österr. Musikfachschrift „Der Kapellmeister“
Mitglied / Ehrenmitglied mehrerer musikalischer Gesellschaften, Vereine und Verbände.
Grosse schuf zirka 230 Kompositionen: Für Messen, Gemischte- und Männerchöre, Ouvertüren, Streichquartette, Lieder mit und ohne Text, Konzertstücke für Orchester, Tänze, Märsche und dergleichen.
Unter seiner Bearbeitung wurde 1915 von der Buchdruckerei Anton Seltman, Komotau, ein neues Gesangbuch „Katholische Gesänge nebst Anhang zum Gebrauche für Kirche, Schule und Haus „ herausgegeben. Die schönsten und hehrsten Kirchenlieder nach dem Kirchenjahr geordnet, zu einem geistigen Liederkranz vereinigt, dem ebenso eine gewählte Auslese täglicher Gebete beigegeben war.
Seine Kompositionen wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem von:
Sr. k.u.k apostolischen Majestät Kaiser Franz Josef I
Sr. k.u.k Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand
Ihrer k.u.k Hoheit Erzherzogin Maria Theresia
Sr. k.u.k. Hoheit weil. Erzherzog Otto
vom kaiserlichen japanischen Hause in Tokio
Sr. Majestät König Nikolaus von Montenegro
Sr. Hoheit Herzog Friedrich von Anhalt - Dessau
Sr. Königl. Hoheit Prinzregent Luitpold von Bayern
Sr. k.u.k. Hoheit, dem Erzherzog- Thronfolger Karl Franz Josef
Er war Inhaber des päpstlichen Ordens „pro ecclesia et pontifice“, des Ehrenzeichens 2. Klasse des Roten Kreuze,der „Militär-Jubiläumserinnerungsmedaille“, Aufnahme in die k.u.k. Familien- Fideikommißbibliothek am 22.1.1895,des Ehrenzeichens 1. Kategorie seiner Majestät für vieljähriges verdientes Wirken als Kapellmeister des k.u.k. priv. Schützenkorps, 1914.
Applaus und Beifallsstürme erntete E.A.. Grosse während seiner 35-jährigen Tätigkeit als Musikdirektor in unzähligen Auftritten als Arrangeur und Dirigent mit dem perfekt ausgewählten Musikprogramm, die alle Stilrichtungen von leichter bis ernster Musik abdeckte. Ob im Schützenhaus, später in den Parksälen oder im Stadtpark und in den Kirchen, das Komotauer Publikum kam zu Hunderten zu den wöchentlichen Darbietungen.
In der heimischen Presse, den sechs Komotauer Zeitungen, der überregionalen Presse bis zum Prager Tagblatt und Abendblatt wurde über seine Konzerte mit der Stadtkapelle und den Chören in höchster Anerkennung geschrieben. Die Kapelle war zu regelmäßigen Auftritten in der Kurstadt Teplitz- Schönau eingeladen.
Im Jahre 1919 beendete er die Tätigkeit als Musikdirekter und widmete sich weiterhin dem Kirchenchor und seiner Musikschule in der Steingasse 20. Im Jahre 1924 legte er den Dirigentenstab nieder. Er starb am 27.9.1924 in Komotau. Seine Grabstätte auf dem Hauptfriedhof ist noch heute erhalten.
Biographien über E.A.Grosse sind erschienen in:
"Wiener Zither Zeitung" Nr 11 vom Jahre 1891
Internationale Musikzeitung" Nr.8 vom Jahre 1893
Österreichische Musik u. Theaterzeitung Nr. 1 vom Jahre 1895
"Illustrierte biographisches Lexikon" "Die Militär- Kapellmeister" Palter & Co. Leipzig. 1909
"Musiker in Wort und Bild" Bruno Voger, Leipzig, 1909 (Deutschland, Österreich- Ungarns und der Schweiz)
Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild. 1910, Verlag Albert Steinhage, Hannover (Deutschland, Österreich- Ungarns und der Schweiz)
"Deutsche Tonkünstler und Musiker in Wort", Verlag von Friedrich Jansa, Leipzig, 1911