Hl.Wenzel in Sonnenberg - Der Sudetendeutsche Heimatkreis Komotau

Der Sudetendeutsche Heimatkreis Komotau
Start: 24.01.2002
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Hl.Wenzel in Sonnenberg

KIRCHEN + SYNAGOGEN AUSSERHALB
Der "Erzgebirgsdom"
zu Sonnenberg
Auszugsweise nach einem Bericht
von Gerhard Stübiger +

Die Kirche von Sonnenberg im Erzgebirge hat durch ihre Grösse und schöne Bauart, unterstrichen durch den wohlgewählten Standort am Erzgebirgshang, der das Bauwerk so recht zur Geltung bringt. eine Dominante, die weit ins Land hineinsieht. Diese Kirche wird wegen ihrer ausserordentlichen Grösse auch "der Dom des Erzgebirges " genannt.
Die erste Kirche wurde hier kurz nach der Entstehung der Gemeinde um die Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet. Von der Stadt Sonnenberg gab es schon im Jahre 1562 eine erste Erwähnung. Im Jahre 1565 verlieh man Sonnenberg die Rechte einer Bergstadt. 1569 wird das erstemal die Existenz einer dem hl Wenzel geweihten Kirche vermerkt.
Im Erbbuch der Herrschaft Leskau, Egerburg, von 1572 steht geschrieben, dass zur Pfarrei in Sonnenberg auch die Filialkirchein Leskau und die Kirchengemeinde Triebischl gehören. Die Gemeinde zahlt der Pfarrei ausser einem Pflichtgeld (Opfergeld) noch 24 Groschen wöchentlich. Das Patronatsrecht hatten die Hassensteiner, Bohuslaw Felix von Lobkowitz. Es war dies die Zeit des Luthertums in unserer Heimat und die Pfarrer waren vermutlich evangelische Pastoren. Unter dem neuen Herrscher Georg Popel von Lobkowitz änderte sich die Situation in den Jahren 1589- 1594 grundlegend. Er war eifriger Katholik und unterstellte sämtliche Pfarrsprengel seiner Herrschaft dem Jesuitenorden. Die Protestanten mussten ihre Posten aufgeben. Nachdem Georg Popel von Lobkowitz verstorben war, wurden die Verhältnisse wieder zu Gunsten der Protestanten verändert. Sonnenberg hatte wieder einen protestantischen Pastor.
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Im Jahre 1617 hat sich Sonnenberg von allen Erbsteuern losgekauft. Durch den Dreissigjährigen Krieg und danach von 1636- 1674 unterstand die Sonnenberger Kirche dem Pfarrer von Krima. Der Krieg beeinflusste aber auch das Leben der Bevölkerung. Am 27. März 1640 wurde der Ort von den Schweden in Brand gesteckt und brannte bis auf drei Hütten vollständig nieder. Auch die Kirche wurde ein Raub der Flammen.
Ein Neubau erfolgte erst zehn Jahre später in der Zeit von 1658 bis 1659 vom Kaadner Baumeister Georg Maja. Zu Ostern 1660 wurde sie vonVikar Johann Beck aus Mungau geweiht. Im Jahre 1697 erhielt die Kirche eine kleinere Kirchenglocke, im gleichen Jahr wurde der Grundstein des Kirchturmes gelegt und vom Rektor des Jesuitengymnasiums Komotau geweiht.
Eine zweite Katastrophe ereilte die Kirche im Jahre 1843. Durch Blitzschlag in den Turm brannte das Gotteshaus völlig aus. Der Wiederaufbau fand in den Jahren 1851- 1857 statt.Das pseudoromanische Projekt plante der Prager Architekt Rivac, Baumeister A. Wild aus Prag führte den Bau aus. Das neue Kirchenschiff war 35 Meter lang und 22 Meter breit. Das Presbytar mass 10 x 10 Meter.
An ihrer Stelle erhebt sich jetzt das großartige im romanischen Stil erbaute Gotteshaus. Es wird gemeinhin als der Dom des Erzgebirges bezeichnet. Der Bauunternehmer und akademische Maler Anton Wild aus Prag vollendete es nach siebenjähriger Bauzeit im Jahre 1857. Die Baukosten waren mit 57 000 Gulden veranschlagt, soll aber 90 000 Gulden gekostet haben; der Betrag wurde aber aus dem Religionsfond gedeckt. Nach einer Erzählung sollen die Baupläne der Kirche verwechselt worden sein. Die Kirche war viel kleiner veranschlagt. Die kleinere Kirche erhielt dafür ein Ort namens Sonnenberg in Südböhmen- ein Wallfahrtsort- der wegen seiner vielen Pilger eine größerer Kirche beantragt hatte. Die große Kirche aber steht in Sonnenberg im Erzgebirge.
In dieser Gestalt war die Kirche bis zuletzt bekannt. Das neue Interieur bestand aus fünf Altären: Dem St Wenzels- Altar mit einem Gemälde von A.Lhota als Hochaltar, St. Joseph- Altar, Mariä Heimsuchung von A. Weidlich. St. Michael und Mariä Empfängnis, beide von Josef Hellig, als Nebenaltäre. Die Orgel hatte zwei Manuale mit 18 Registern. Sie war ein Instrument des Orgelbauers Prediger aus Lichtenberg. Die Orgel wurde als Meisterwerk angesehen. Ihr Preis betrug 4230 fl. (Gulden). Die Einrichtung ergänzen 36 Sitzbänke in sechs Abteilungen. Die Kirche besass eine Reihe wertvoller liturgischer Gegenstände und Ornamente. Sie hatte jetzt drei Glocken, gegossen vom Prager Glockengiesser Karl Bellmann. Sie wogen 26, 14 und 7 Zentner.
Seit dieser Zeit ist bis in die Neuzeit nichts mehr geschehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte in fortschreitender Verfall des Bauwerkes. Die Pfarrei wurde nicht mehr besetzt. Der Innenraum war oftmals von Dieben und Vandalen heimgesucht worden. An eine Restaurierung wurde zwar gedacht, jedoch brannte die Kirche im Jahre Jahre 1981 zum drittenmal nieder. Die schöne Orgel stürzte man in das Flammeninferneo hinab.
Seitdem ist das Bauwerk in einem bejammernswerten Zustand. Es werden zwar Arbeiten vorgenommen, jedoch ist es zweifelhaft, ob je das Bauwerk in altem Zustand wieder erstehen wird.
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