Kallich
Hos - Kri
Kallich
(Kalek)
1577 - heute
Kallich war eine der nördlichsten Bastionen im Komotauer Bezirk. Viel Schnee im Winter und kühle Sommer kennzeichneten das Klima. Herr Günter Reichl, Ortsbetreuer von Kallich hat in seiner Abhandlung über seinen Heimatort viel Licht in das dortige Geschehen gebracht. Wir, der Heimatkreis Komotau, dankt Ihnen für Ihre brillante Beschreibung. Möge Kallich uns Allen so in Erinnerung bleiben, wie wir es im Jahre 1945 kannten und wie wir es verlassen mußten.
Was den Ortsnamen betrifft, so ist derselbe identisch mit der mundartlichen Aussprache des schriftdeutschen Wortes Kalk. Die Bezeichnung des Ortes ist vom Kalkbrennen hergenommen, das hier betrieben wurde. Die Fuhrleute Fuhren nach Kolch. Der Name Kalch oder Kalchau ist das erste Mal in einem Kaufvertrag vom 15. Juni 1577 erwähnt. Das Dorf soll ursprünglich Langenhardt geheißen haben. Für diese Bezeichnung aber gibt es keine Belege. Doch ist es möglich, daß diese Vermutung nicht unbegründet ist. Im Kaufvertrag des Jahres 1579 ist ein Niklas von Langenhardt erwähnt. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, daß unser Heimatort vorübergehend und nach den Gepflogenheiten der damaligen Zeit nach dem Herrn von Langenhardt, Schloßhauptmann von Rothenhaus, benannt wurde
Kallich liegt am nördlichen Abhang des Erzgebirges, die absolute Höhe beträgt 654 m, bei der Kirche 720m ü.M. Der größte Teil ist an der von Görkau nach Reitzenhain verlaufenden Bezirksstraße gelegen. Kleinere Ortsteile trugen die Namen Weißbach, Drehhäuser (Holzdrechseleien) Schützengrund, Höllengrund und Krehwinkel.
Postkutsche beim Forsthaus Kalkofen. Am Bildrand die Hüttisch- Kinder
Seit 1897 besaß Kallich ein Postamt und eine Telegrafenstation mit Telefonbetrieb. Zum Kirchspiel Kallich gehörten die Orte Gabrielahütten, Natschung, Heinrichsdorf und Kienhaid.. Im Jahre 1702 ließ der damalige Besitzer der Herrschaft Rothenhaus, Graf Ferdinand Hrazan von Harras eine Kirche zu Ehren des hl. Wenzel geweiht, erbauen.
Der erste Friedhof war an Stelle des späteren "Heroldischen Gartens". Nach dem Neubau der Kirche um 1702 wurde der Friedhof rings um die Kirche angelegt und 1885 erweitert. Die Schule wurde 1846 vergrößert und nahm die Kinder der umgebenden Orte auf.
Wichtig für die Ortsansässigen war in früherer Zeit das "Eisenwerk Kallich" mit einer wechselvollen Geschichte. Bis zuletzt wurden in den Holzwarenfabriken Fritsch und Nitsch- Bulin Haus-, Küchen- und Schulartrikel hergestellt. Die übrige Hausindustrie erzeugte Holzschachteln, Spielwaren, Schachfiguren und Zigarrenspitzen. In den ersten Ansiedlungen Kallichs wohnten Holzschläger und Köhler. Im Jahre 1619 hausten hier Mansfeldische Söldner, in Sümpfen ausgegrabene kleine Hufeisen zeugten davon.
Holzkohlen- Meiler bei Kallich
Wegen der 1770-71 herrschenden Hungersnot ernährten sich die Ortansässigen von Kleie, Krautstrünken und Erdäpfeln, der Hungertyphus war die Folge.
Anno 1766 wohnte Kaiser Josef II im Jagdschloß, in welchem sich später das Forstamt befand. Nicht zu vergessen ist der Forstmeister Schröter, der eine Stiftung für arme Schulkinder gründete.
Der Heimat Bild und Scholle
Kehren wir dem Häusermeer von Komotau oder Görkau den Rücken und wandern wir hinauf zum Kamm des Erzgebirges. Wenn wir von Görkau aus, den Buttersteig benützend, durch Göttersdorf gegen die Höhen des Erzgebirges wandern, steigt vor uns die dunkle Waldkulisse des Gebirges auf und wir erkennen schon von ferne den Nadelholzbestand der Bergkette des Beerhübels (914 m), der höchsten Erhebung des Komotauer Bezirkes.
Nach dreistündigem Marsch lichtet sich der träumerische Wald und vor uns liegt im weiten Acker- und Wiesenplan Kallich – mit den umliegenden Ortschaften eine Welt für sich. Geographisch uralter Gneisboden, landschaftlich zwischen Waldleiten im saftiggrünen von forellenreichen Bächlein durchzogenem Talgrund liegend, ein volkreiches Dörfchen.
Weithin sichtbar, auf einem Bergrücken (728 m Höhe) erbaut, grüßt uns die dem „Heiligen St. Wenzel" geweihte Kirche. Der die Kirche umgebende Friedhof mahnt uns, die kostbare Zeit unseres Erdendaseins zu nützen. Das Schloß links liegen lassend, vorbei am Ortsteil Schützengrund geht der Blick vom Klößberg aus über den Nordteil des Dorfes. Wir sehen vorne das Mitteldorf, am linken Bildrand das Gasthaus „Anker", darüber den Krehwinkel, am rechten Bildrand den Ortsteil Eisenwerk, geprägt vom Herrenhaus" direkt neben der Straße und ganz rechts das Wohnhaus der Familie Fraz Fritsch. In der Bildmitte oben am Gasthaus „Einigkeit" des Karl Schwarz beginnt den Ortsteil Neukallich, im Volksmund die „Neiheiser". Ganz oben rechts sind die weit verstreuten Häuser des Nachbarortes Rübenau auf sächsischer Seite zu erkennen.
Wir stehen auf der Eisenwerkstraße in der Nähe des Wohnhauses „Essigufen", diese Bezeichnung stammt noch aus der Zeit des Eisenwerkes als in dem Gebäude der zum Beizen des Weißbleches benötigte Holzessig hergestellt wurde.
Obere Aufnahme:
Der Blick geht zurück auf das Mitteldorf. Ganz rechts das Gasthaus „Adler", im Volksmund die „Pfütz" genannt, hinter dem Transformatorenhaus die Giebelansichten des Ardelt-Kaufladens und links des Gröschl-Bäckers, ganz links die Frontseite des Reichmann-Spenglers, darunter die Wohnhäuser Richter Ida und Körner Martha. Oben links steht das Schloß in dem die Revierförsterei war. Und stets prägt die weithin sichtbare, auf einem Porphyrkegel erbaute Kirche das Ortsbild.
Untere Aufnahme:
Wenn wir unseren Blick nach links wenden dann liegt vor uns der „Höllengrund". Von rechts das Gasthaus Richter, dann das tschechische Zollamt, die Gebäude der Bäckerei und Landwirtschaft Brünler, der Roscher Schuster und das Wohnhaus Fritsch. Am linken Bildrand steht schon das deutsche Zollamt. Der Essigsteig, der sich durch die Wiese schlängelt verläuft direkt am Grenzbach entlang.Der ganze Ortsteil und die Fabrik des E. Fritsch existiert nicht mehr.
Wir lenken unsere Schritte in die "Neiheiser". Nach Südosten hin erscheint in unserem Blickfeld das Oberdorf. Und wieder steht die Kirche im Mittelpunkt. Links dahinter ist der Ortsteil Schützengrund sichtbar. Leider sind der rechts vom Oberdorf über dem Mühlberg erreichbare idyllisch gelegene Ortsteil "Weißbach" und die "Drehhäuser" nicht einzusehen. Im Vordergrund steht der "Wiesen Neubert" und rechts davon die Häuser vom Reichl (Alex) Alfred und Seifert (Simon) Anton im "Krehwinkel". Rechts der Kirche das Schul- und das Pfarrhaus, um nur einige Gebäude zu nennen. Das ganze Oberdorf ab dem Pfarrhaus gibt es nicht mehr.
Wir sind am Ortsende in Richtung Natschung angekommen. Beim Patzelt-Haus führt der Weg nach links zum „Bachmannteich". Romantisch mitten im Wald gelegen diente er als Wasserspeicher für die mit Wasserkraft betriebenen Fritsch-Fabrik, Ihl-Tischler und Nagelschmiede Seifert. Für Sonntagsspaziergänger oder Sommerfrischler war er auf dem Weg am Hammergraben entlang ein lohnendes Ausflugsziel. Im Besonderen aber war es unser Kallicher Freibad. Nur bedurfte es einer Reihe sehr warmer Sommertage um die Wassertemperatur für ein erträgliches Badevergnügen zu bringen. Ohne Badebetrieb herrschte hier eine himmlische Ruhe, geschaffen für Erholung suchende Menschen.
Das Gasthaus „Einigkeit"
Unter acht Gasthäusern und einer Weinstube des Ortes war wohl dieses Haus der Familie Schwarz ob seiner guten Gastronomie und Fremdenzimmer weit und breit bekannt. Dadurch kamen viele Feriengäste im Sommer wie im Winter in unser Dorf um Ruhe und Erholung in würziger Erzgebirgsluft zu genießen. Auch andere Vermieter hatten Nutzen vom Aufschwung im Fremdenverkehr.
Idylle im Höllengrund
Es waren die letzten Häuser in diesem Ortsteil. Links der Vorsteher (Langjähriger Bürgermeister) Josef Reichl, rechts der Brückner Anton und in der Mitte beim Wolf.
Forsthaus Kalkofen an der Straße nach Komotau gelegen. Den Namen hat es von den in unmittelbarer Nähe befindlichen Kalkvorkommen und das in Kalköfen gebrannt wurde, bekommen. Der letzte Heger Josef Magauczek ist im KZ Glashütte umgekommen.
Vom Floschner aus aufgenommen mit Blick zum Schwarz-Gasthaus und der Trafik. Von links das Hoferhaus und beim Katlemil-Bretfeld.
Forsthaus Kalkofen an der Straße nach Komotau gelegen. Den Namen hat es von den in unmittelbarer Nähe befindlichen Kalkvorkommen und das in Kalköfen gebrannt wurde, bekommen. Der letzte Heger Josef Magauczek ist im KZ Glashütte umgekommen.
Vom Floschner aus aufgenommen mit Blick zum Schwarz-Gasthaus und der Trafik. Von links das Hoferhaus und beim Katlemil-Bretfeld.
In Kallich soll schon im 17. Jh. eine Schule bestanden haben, bis 1846 in wechselndenGebäuden. 1845 wurde der Grundstein zum heutigen Schulhaus gelegt. 1846 bereits war die Fertigstellung, zunächst mit 2 Klassen. 1874 wurde eine 3. Klasse eingerichtet.
Kirche und Pfarrei
Zum Kirchspiel gehörten die Nachbarorte Gabrielahütten, Heinrichsdorf, Natschung und Kienhaid. 1702 ließ Graf Ferdinand Maximilian Hrzan von Harras eine Kirche bauen, die zu Ehren des „Heiligen Wenzel" geweiht wurde. 1753 baute Fürst Heinrich von Auersberg die jetzige Kirche. In den Jahren 1821/22 wurde sie erweitert und der Turm mit 3 Glocken errichtet. Der Hochaltar stammt aus dem Jahre 1702, 1865 kamen die beiden Seitenaltäre hinzu. 1702 wurde auch um die Kirche der Friedhof angelegt und 1885 vergrößert.
Ortsbetreuer:
Siehe Heimatkreisbetreuerin
Hedwig Gemmrig