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Der hl. Dorn

B-G
Der heilige Dorn von Eisenberg
   
von Josef Göpfert, Bürgerschuldirektor.    Auszugsweise Nacherzählung
           

Außer den    drei Hauptfesten des Jahres, Weihnachten, Ostern und Pfingsten hatte jeder Ort seine    "Kirchweih." Den Zyklus dieser Feste eröffnete die "Rothenhauser    Kirchweih", ihr folgten das "Bielenzer Fest", die "Eidlitzer    Kirchweih", das "Pritschapler Fest", die "Schößler Kirchweih",    die "Landkirchweih" und das "Hohschlogn" (Hahnschlagen) in Schimberg.    Eine besondere Note waren das "Wosserbreifest" in Priesen und das "Huschner    Quorkfest". Diese Feste waren alle unsere Tanzgelegenheiten, denn auf die    Vereinsfeste gingen wir nicht. Hier war die elterliche Obrigkeit zugegen, die immer streng    auf Sitte und Ordnung achtete.            Seestadtl    und Neudorf/ Biela bildeten eine Besonderheit, ihr "Dornfest". Zu ihm kamen jung    und alt, arm und reich, hoch und gering, zum Dornfest wurde gewallfahrtet.                              Nach den        Kreuzzügen im 11. und 12. Jahrhundert strebte man im ganzen Abendland nach irgendwelchen        Reliquien. So brachte auch der damalige Besitzer von Schloß "Isenburg" ein        Stück der Dornenkrone des Erlösers von einer Wall- oder Kriegsfahrt nach dem hl. Lande        mit heim. Es wurde von ihm als untrennbares Gut für das Schloß erklärt. Der hl. Dorn        wurde in einer goldenen Monstranz verwahrt und in der Schloßkapelle eingemauert. Der hl.        Dorn wurde Mittelpunkt der Dornfeste.                            Alljährlich        am 3. Samstag vor Ostern wurde der Dorn aus seiner Nische der Schloßkapelle entnommen und        in feierlicher Prozession nach Neudorf. Hier fand dann am   Sonntag darauf das        "Neundorfer Dornfest" statt. Unter starkem Gedränge wurde dann der hl. Dorn        eine Woche lang verehrt. Die besten Prediger der Umgebung mahnten zur Buße im        christlichen Leben. Das Fest wurde aber auch zu einem weltlichen Fest. Auf dem Dorfplatz        von Neudorf bot man den Besuchern Ringelspiel, Verkaufs- und Schießbuden an. Natürlich        gab es auch die üblichen Andenken zu kaufen.
Am Sonntag    vor Palmarum war dann das Seestadtler Dornfest. In einer langen Reihe von Wagen wurde der    hl. Dorn von Neudorf nach Seestadtl überführt. Die Vereine marschierten am Annaplatz    auf, Böllerschüsse verkündeten den Festbeginn. Eine Schützenkompanie ließ ihre Salven    krachen, und der "1. Erzherzog- Albrecht- Militärveteranenverein" zog    militärischen Schrittes vorbei. Es folgten die Kutschen der Geistlichkeit in violetten    und schwarzen Gewändern, und schließlich die weltliche Obrigkeit. Das Hochamt    zelebrierte Dechant Pabst, die jüngeren Geistlichen assistierten. Erhabend war die    Festpredigt. Nach dem Segen zeigte die Glocke den Schluß der kirchlichen Feier an.            Draußen    waren dann, wie in Neudorf die üblichen Verkaufs-, Schieß- und Belustigungsbuden. So war    das Dornfest für das Dorf Neudorf/ Biela und die Stadt Seestadtl das Ereignis des Jahres.
 
Förderverein Mittleres Erzgebirge Komotauer Land e. V.
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