Schloß Eisenberg
BURGEN UND SCHLÖSSER
Das Schloß Eisenberg
entnommen aus "Das böhmische Erzgebirge"
von Dr. Viktor Karell
Westlich von Niedergeorgenthal, auf einem
steilen südlichen Ausläufer des Erzgebirges, hebt sich in 387 m Seehöhe
stolz Schloß Eisenberg vom dunklen Hintergrund hoher Wälder ab und
schaut mit seinen weißen Mauern weit ins Land. Der prächtige Herrensitz
ist im Barockstile auf den Grundlagen einer alten Burg im Jahre 1549 und
1696 erbaut worden. Den Grundriß es Schlosses bildet ein doppeltes
Kreuz mit weißen Flügeln, an deren westlichen Enden sich zwei Türme
erheben. Der mittlere, höchste Turm über dem Eingangstore ist mit
Atlanten geschmückt. Das Innere des Schlosses ist mit mit fürstlicher
Pracht ausgestattet. Eisenberg besitzt eine große Geweihsammlung, ein
Theater und eine Kapelle, die im Jahre 1805 Fürstin Karoline Lobkowitz
restaurieren ließ. Einen herrlichen Schmuck bildet auch sein weiter Park
und der ausgedehnte Tiergarten. In Eisenberg verlebte der große Musiker
Christoph Willibald Gluck, dessen Vater 1724 als Forstmeister hierher
kam seine Jugend. Auch Anton Cartellieri, ein Freund Schuberts, wirkte
hier jahrzehntelang als fürstlicher Kapellmeister.
Als
Herr "de Isemberg" wird 1365 zum erstenmal Nevlas aus derer von See
erwähnt. Er lebte noch 1372. Von seinen söhnen Busco und Nevlas hatte
hatte später Busco alleine die Herrschaft inne. Dieser trat Eisenberg
später an Peter von Pertz ab. Rasch wechselte die Burg ihre Besitzer.
Von 1410 bis 1413 finden wir den Elbogner Burggrafen Albrecht von
Kolowrat und 1416 Johann Smolik von Slawitz als Herren von Eisenberg
genannt. Dieses letztere Geschlecht hatte hier lange die Herrschaft
inne. Eine Unterbrechung erfuhr sie nur um 1450, als Eisenberg in den
Besitz des sächsischen Adelsgeschlechtes derer von Kauffungen kam. Auf
welche Art diese sich der Burg bemächtigten, liegt im Dunkeln. als Kunz
von Kauffungen nach dem "sächsischen Prinzenraub" gefangen genommen
wurde, eroberte Georg von Podiebrad die Burg und schon 1459 finden wir
Sigmund von Slawitz wieder im Besitze von Eisenberg.
Der letzte kinderlose Smolik von Slawitz, Sigismund, vermachte in
seinem Testament (1513) Eisenberg seinem Schwager Hochhauser von
Hochhausen (+ um 1561). Damals gehörte zu Eisenberg Ulbersdorf, die
Hälfte von Obergeorgenthal und das Städtchen Niedergeorgenthal. Bis in
den 30jährigen Krieg hinein saßen die von Hohenhausen in Eisenbergun
bauten die mittelalterliche Burg in ein modernes Schloß um. Im 30
jährigen Krieg stand dieses Schloß auf der protestantischen Seite.. Der
damalige Besitzer verlor dadurch seine Güter Eisenberg, Welmschloß und
Hlinay. Eisenberg brannte 1646 fast vollständig ab und mußte neu erbaut
werden. Der Ausbau erfolgte nur mit dem Nötigsten. Erst Ferdinand
Wilhelm von Lobkowitz legte 1696 den Grund zum heutigen Schloß.
Von
1722 an wurde Eisenberg nur als Jagdschloß benutzt. Unter Josef
Ferdinand wurde hier 1802 ein Theater errichtet, in dem die besten
Künstler aus Wien auftraten.. Auch wurde die berühmte Eisenberger
Musikkapelle begründet. Eisenberg erlebte damals seine große Glanzzeit.
Kunstfördernd und prachtliebend, veranstaltete der Burgherr die
großartigsten Feste und Jagden. Zu seinen angesehen Gästen zählten wohl
die berühmtsten in deutschen Landen. Allen voran steht hier Johann
Wolfgang von Goethe und sein Herzog Karl August von Sachsen- Eisenach.
Vom
8. bis 12. September 1810 war Johann Wolfgang von Goethe zu Gast des
Fürsten Franz Maximilian und verlebte dort unvergeßliche Tage und
Stunden.
Zwei Jahre später, am 7.
Oktober 1812, erinnert er sich daran und schrieb an seinen ehemaligen
Gastgeber : "Sehr leid tat es mir, sooft ich diesen Sommer das herrliche
Eisenberg im Waldgebirge glänzen sah, daß es nicht Ew. Durchlaucht und
Ihro Familie hohe Gegenwart verschönt, als erwünschter Sammelplatz
fürtrefflicher Gesellschaft besucht und die Besitzer bei sich verehrt
werden konnten." Goethe war vor allem vom Schloßtheater angetan, auf
dessen Bühne bei einem Besuch der Bariton der Wiener hofoper, Antonio
Brizzi, eine glanzvolle Vorstellung gab. Goethe vereinbarte sofort mit
ihm Vorstellungen in Weimar. Von den herrlichen Plastiken des im Dienste
des in Franken tätig gewordenen Adam Tietz, erwähnt Goethe freilich
nichts.