

Kardinal
Innitzer
- Der Kardinal, der
aus der Armut kam
Aus Sudetendeutscher
Pressedienst Österreich
Steingasse 25
A-1030 Wien
Pressemitteilung vom
28.9.2005
Theodor Innitzer
wurde am 25.12.1875 in Neugeschrei, einem Vorort der Gebirgsstadt Weipert im
Nordwestbömischen Erzgebirge geboren. Bereits als Kind musste er wie die
meisten Gebirglerkinder bei der Heimarbeit den Lebensunterhalt mitverdienen.
Aber sein Lehrer sowie sein Dechant Dr. Hora merkten bald die Begabung des
kleinen Theodors und ermöglichten dem Arbeiterkind nach seiner Arbeit als
Lehrling in einer Posamentierfabrik in Weipert den Besuch des Gymnasiums in
Kaaden an der Eger, wo er als Kostgänger bei 14 Kaadner Familien gegen Gottes
Lohn Mittag und Abendbrot erhielt und mit Nachhilfe einiges Geld verdiente. Nach
Ablegung der Matura, die er in allen Gegenständen mit Auszeichnung abschloss,
stand sein Entschluss fest, Priester zu werden.
Theodor Innitzer
wurde nach Abschluss seines Studiums am 25. Juli 1902 im Stephansdom in Wien zum
Priester geweiht. Seine Heimatverbundenheit zeigte Innitzer, dass er seine
Primizmesse am 3. August in seiner Heimatkirche in Neugeschrei hielt. Seine
erste Tätigkeit in und für Österreich war seine Arbeit als Kaplan in
Pressbaum bei Wien, die er vom 28. August 1902 bis zum 31. August 1903 ausübte.
Am 19. Juni 1906
erfolgte seine Promotion zum Doktor der Theologie an der Universität Wien.
Neben seinen Studien arbeitete Dr. Innitzer auch in der Seelsorge, 1906 wird er
erster Seelsorger der Neuen Herz Jesu-Kirche in Wien - Landstraße, deren
Kirchendirektor er 1910 wurde. Dieser Kirche blieb er sein Leben lang verbunden.
1911 wird Theodor
Innitzer außerordentlicher Professor an der Universität Wien und 1913 wird er
ordentlicher Professor. Am 6. Oktober 1913 wird er Generalsekretär der Österr.
Leogesellschaft für Wissenschaft und Kunst. Aus ihr wurde 1945 die Katholische
Akademie, deren Gründer und Schutzherr Dr. Innitzer war. Bei der Eröffnung der
Akademie am 8. Oktober 1945 wies der Kardinal darauf hin, dass deren Aufbau im
Wesentlichen der Leo-Gesellschaft ähnlich sein müsse.
1918-1919, 1923-
1924,1931 – 1932 ist Dr. Innitzer Dekan an der theologischen Universität Wien
und wird 1928 / 29 zum Rektor der Wr. Universität einstimmig gewählt.
Am 1. Juni 1928
wurde er Mitglied der CV- Verbindung Nordgau zu Wien, da die meisten Nordgauer
aus dem Sudetenland kamen, war es für ihn selbstverständlich, bei dieser
Verbindung Mitglied zu werden. Ebenfalls war der amtierende Kardinal Dr. Piffl,
ein Nordmährer, Nordgauer. Es war eine große Überraschung, als er am
26.November 1929 ins Kabinett Schober als Sozialminister berufen wurde. In
seiner Amtszeit wurden bedeutende Sozialgesetze wie die Änderung des
Kleinrentnergesetzes, der Invalidenrentnergesetze, und vor allem das am 5. Feber
1930 geschaffene Antiterrorgesetz, welches in den Betrieben Versammlungs- und
Arbeitsfreiheit sicherte. Dr. Innitzers war der Sozialminister, kannte er doch
die Armut von Kindheit an. Mit der Demissionierung der Regierung Schober am 25.
September 1932 endete auch seine Arbeit als Minister.
Am 30. Oktober
1932 erfolgte die feierliche Inthronisierung Dr. Innitzers zum Erzbischof. Der
Festzug ging von der Augustinerkirche über den Kohlmarkt zum Stephansdom, wo
Bundespräsident Miklas mit der gesamten Regierung wartete. Es sollte noch nicht
der Höhepunkt seines Lebens sein, am 13. März 1933 wurde der Erzbischof
Theodor von Papst Pius XI zum Kardinal ernannt. Nicht nur der Höhepunkt,
sondern es wurde eine Zeit der Not. Bürgerkrieg und Diktatur stellten Dr.
Innitzer vor übermenschliche Aufgaben und Entscheidungen, die bis heute
nachwirken. Was muss dieser Mensch er- und gelitten haben, um die Kirche in
dieser schweren Zeit vor dem Untergang zu bewahren.
Am 18. März 1938
erfolgt der Aufruf der Österr. Bischöfe für den Anschluss Österreichs an das
Deutsche Reich. Es ist etwas zu einfach, ausschließlich Dr. Innitzer dafür
verantwortlich zu machen. Er hatte die Verantwortung für die Katholische Kirche
in Österreich. Auch der prominente Sozialdemokrat Dr. Karl Renner begrüßte
ebenfalls den Anschluss.
Der Zweite
Weltkrieg, mit all seinen Schrecken, sollte Innitzer wieder vor fast unlösbare
Aufgaben stellen, er hilft, wo er kann.
1945 hat Kardinal
Faulhaber festgestellt: man müsse Kardinal Innitzer dankbar sein, dass er
unvoreingenommen den Versuch gemacht hat, mit dem Nationalsozialismus
auszukommen. Und gerade er wurde auf das Schmählichste behandelt.
Nach 1945 widmet
sich Kardinal Innitzer neben dem Aufbau des Domes und der im 3. Reich verbotenen
Katholischen Organisationen. Dass er sich für seine vertriebenen Landsleute
einsetzt, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Am 9. Oktober1955
um 4 Uhr 40 stirbt Kardinal Innitzer.
"Wann , wo
und wie immer ich sterbe will ich sterben als treuer Sohn der heiligen
Katholischen Kirche und in kindlicher Ergebenheit gegen den Heiligen
Stuhl." Diese Worte aus seinem Testament sind treffend für die geistige
Haltung unseres großen Landsmannes.