
Christian Theodor Reuter
Direktor der Staatsgewerbeschule
Komotau - Iserlohn - Magdeburg
Was diese Städte verbindet!
Es ist Christian Theodor Reuter, gelernter Maschinenbauingenieur, der in Komotau und in den beiden anderen Städten Deutschlands in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts maßgeblich und erfolgreich an den gewerblichen Fachschulen und Lehrwerkstätten wirkte. Für immer ist sein Name untrennbar mit den Einrichtungen in diesen drei Städten verbunden.
Theodor Reuter wurde in Appenrade / Nordschleswig (heute Aabenraa/Dänemark), am 20. September 1838 geboren. Nach der Lehre studierte er ab 1859 in Karlsruhe am Polytechnikum Maschinenbau und war von 1862 bis 1867 bei der Lokomotivfabrik Brown Wilson in London als Ingenieur beschäftigt. Danach wechselte er zu der Firma Ringofen Hoffmann in Prag, bis die Berufung im Frühsommer 1874 nach Komotau kam.
Komotau
In der Österreichischen Monarchie im Jahre 1874 – eine aufstrebende Stadt im anbrechenden Industriezeitalter (Mannesmann-Röhrenwerke, Eisenbahn ) trägt der Zeit Rechnung und beginnt unter Bürgermeister Dr. Heinrich Schmatz mit der Errichtung eines ebenerdigen Schulhauses in der Prager Straße, um „Mechanisch-technische Lehrwerkstätten“ aufzunehmen. Unter Anleitung des neu ernannten ersten Direktors Theodor Reuter, wird der Bau durchgeführt. Gleichzeitig erarbeitet er mit dem örtlichen Schulausschuss den Lehrplan und das Statut der neuen Schule. Am 26. Oktober 1874 konnten die Mechanisch-technischen Lehrwerkstätten, die erste gewerbliche Fachschule für Maschinenbau in Österreich und Deutschland, eröffnet werden.
Theodor Reuter lehrte in Komotau nach den Grundsätzen von Victor Della-Voß. Die Ausbildung der Schüler/Lehrlinge nach diesem Prinzip, theoretisch und praktisch umgesetzt, wurde später für andere Lehranstalten zum Vorbild.
Die Ausstrahlung der Fachschule, die Ausbildung zu Ingenieuren und Facharbeitern ging über den Heimatkreis hinaus in große Teile Böhmens und in europäische Länder. Die Schule nannte sich später nach Erweiterung der Kurse und Neubau in der Richard-Wagner-Straße ab 1. Jänner 1909 „Staatsgewerbeschule“.
Iserlohn
Direktor Theodor Reuter wechselte am 1. Oktober 1879 auf Ruf der Preußischen Regierung nach Iserlohn und wurde zum Direktor der Königlich-Preußischen Fachschule für Metall- Industrie bestellt. Theodor Reuter übertrug das Prinzip der maschinen-technischen Fachschule Komotau auf die Iserlohner Anstalt. Ab 1881 erhielten in den mit einem außerordentlichen Staatszuschuss errichteten Werkstätten die Schüler praktischen Unterricht. Reuters Aktivität war entscheidend für den Ausbau der Lehrwerkstätten an Fachschulen in Preußen überhaupt. Nach dem Iserlohner Modell (Komotauer) entstanden drei weitere Fachschulen für Metallindustrie: Die Fachschule für Stahlwaren- und Kleineisen-Industrie des Bergischen Landes zu Remscheid (1882), die Königliche Fachschule für Stahl- und Eisen-Industrie zu Siegen (1900) und die Fachschule gleichen Namens in Schmalkalden (1902).
Noch heute ist Theodor Reuter ein Begriff in Iserlohn. Die inzwischen 157 Jahre alte Staatliche Berufsfachschule für Fertigungstechnik- und Elektrotechnik in Iserlohn, das Theodor-Reuter- Berufskolleg, trägt seinen Namen.
L
Magdeburg
Am 1. November 1891 ging Reuter nach Magdeburg. Auf Wunsch der Preußischen Regierung gründete er die Werkmeisterschule für Maschinenbau, die spätere Königliche Höhere Maschinenbauschule Magdeburg und die Staatliche Vereinigte Maschinenbauschule Magdeburg. Hier richtete er 1892 den ersten Abendkurs für Werkmeister und Vorarbeiter ein, um diese in technisch -physikalischen Grundlagen und im Zeichnen zu unterweisen. Bis zu seiner Pensionierung am 30. Juni 1904 war dies seine Wirkungsstätte.
Am 26. November 1909 starb der Ingenieur und verdiente Berufspädagoge Christian Theodor Reuter in Nierstein/ Rhein.
Hedwig Gemmrig
Quellen: Archiv Heimatstube Komotau in Erlangen
Festschriften „125 Jahre Staatliche Berufsfachschule Iserlohn“
und „150 Jahre Fachschule Iserlohn“
mit freundlicher Überlassung von Erhard Voß, Hemer