Berichterstatter: S.J
Wohl an die tausendmal zog ich die endlos graue Straße, den Schornsteinen entgegen, die weit vor uns im Nebel staken. Und vor mir und neben mir und lange noch im Rücken marschierte Mann um Mann, ein jeder blaß und ernst und voll Gedanken im Angesicht der heimatlichen Berge, die, nah zum Greifen, uns das Herz voll Sehnsucht luden, denn hinter ihnen lag ja doch die freie Welt, die wir nur still noch rechnen durften. Und so ging jeder der Verbannten stumm und zag dahin, den müden Schritt doch rasch gestrafft,
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Und so ging jeder der Verbannten stumm und zag dahin, den müden Schritt doch rasch gestrafft. Und wenn die schrille Stimme eines jener jungen Hasser uns in die Ohren gellte, dann riß es auch den stillsten Träumer rasch wieder in die rauhe Wirklichkeit und wie die anderen auch, so stapfte er, nichts mehr als nur die Nummer, die er trug, gehorsam hin zur Stadt der Fron, die da , schon näher nun, mit ihren wuchtigen Silhouetten in bald schier überwältigender Größe aus dem ewig milchweißen Kessel wuchs. Noch einmal geh ich diesen Weg... Klack, klack,klack- tönt lauter jetzt der Tritt der Männer durch den kleinen Ort, den sie durchschreiten.
Feindselig hart verzerrte Gesichter, mit zu Schimpf und Fluch geformten Lippen lugen durch die Fenster, auch auf der Straße begegnet uns solch häßlich Blicken und Gebärden. Da wieder springt ein Wildling in den Riesenzug, an den Gezeichneten durch Spucken und Schrei`n und Schlagen seinen Mut zu proben. Wir hören nichts, wir spüren`s nicht - es ist ja Tag um Tag derselbe Haß, der uns, ob hier , ob dort, entgegenschlägt. Nichts bringt uns aus dem Gleichmaß unseres stummen Trottes, nur tief in uns wächst riesenhaft der dumpfe Schmerz des so Getretenen. Die Wächter halten uns jetzt doppelt scharf im Aug und wehe dem , der es noch nicht vermocht, die Schmach zu dulden, ohne aufzuschreien. So zwingen wir mit Blicken uns zur Ruhe.Verstohlen wischt wohl einer Zornestränen aus den Augen. Und rasch stößt warnend einer seinen Vordermann, weil der, im Wirbel des Geschehens, seinen Schritt verlor. Sogleich schlägt dann auch wieder dessen Sohlenholz wie das der anderen rhytmisch gut und recht den Takt des Marsches auf die harte Bahn.
Gleich sind wir auch am Ziel. Da spannt sich schon das wohlbekannte Doppelnetz aus spitzem Draht. Da sind auch die Türme mit den Reflektoren, aus denen lange Kegel grellen Lichts gespenstisch in die Weite greifen. Maschinenwaffen zeigen drohend ihre Münder. Soldaten stehen vor dem Tor, der Schlagbaum hebt sich hoch. Kommandorufe und schon fliegen alle Köpfe und lauter noch als sonst dröhnt jetzt der Schlag der Schritte. Das ist der Einmarsch vor der Wache.
Unendlich schier wälzt sich der acht Mann breite Strom erbarmungswürdiger Menschen soldatisch stramm und streng hinein in das gewaltige Werk, aus dem es uns wie eine Höllensymphonie aus Rollen, Kreischen, Hämmern in die Hirne tobt. Das Lied der Arbeit tönt hier dumpf und kalt und grell und unser Ohr hört nichts als Dissonanzen. Das ist kein Lied, das Menschen je erfreut, weil diese Arbeit hier - auf ihr liegt Fluch - niemals der Arbeit Segen findet.