Platz 1230 - heute (Misto) |
Johann Wagner, Ortsbetreuer von Platz, hat mit viel Einsatzbereitschaft und Sachverstand seine Heimat in sehr treffender Form beschrieben. Diese kleinste Stadt in Böhmen mit der Burgruine Hassenstein und dem Margarethenheim war schon immer ein Juwel in unserem Komotauer Bezirk. Johann Wagner ist im September 2005 nach langem, schwerem Leiden verstorben. Der Heimatkreis Komotau dankt Dir, lieber Hans, posthum sehr herzlich für Deine Bemühungen im Dienste unserer schönen Heimat.
Wer heute an die kleinste Stadt unseres Heimatkreises, Platz, denkt verbindet damit sogleich die Erinnerung an die Burgruine Hassenstein und das Margarethenheim. |
Geschichtliches aus der Bergstadt Platz:
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Das Margarethenheim |
An die Besitzer des Hassensteins trat die Notwendigkeit, ein anderes Städtchen im Burggebiet zu errichten. Diese Neugründung erfolgte durch die Anlage des Bergstädtchens Platz etwa im Jahre 1535- 1545, kaum 1 km von der Burg entfernt. |
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Im Jahre 1882 wurde dem österreichischen Kaiser Josef II am Marktplatz ein Denkmal gesetzt. Abermals brannte es im Jahr 1888 in Platz. Vier Häuser wurden ein Raub der Flammen. Wegen dieser vielen Brände gründete man 1896 den Feuerwehrverein. |
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1898 konnte eine neuerbaute Straße von Deutsch Kralupp über Hagensdorf, Plaßdorf, Platz, Hohentann und Zollhaus dem Verkehr übergeben werden. |
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Im Jahre 1898 verzeichnete das Komotauer Heimatbuch für Platz folgende Daten: 65 Häuser, 320 deutsche katholische Einwohner, 164 ha landwirtschaftlich genutzter Boden, 170 landwirtschaftlich Beschäftigte, 6 Bierschänken, 2 Krämereien, 1 Bäcker, 2 Schuhmacher, 1 Schmied. |
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Eine Volkszählung ergab für das Jahr 1900 für Platz 338 und für Neudörfl 69 Einwohner. |
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Zur Jahrhundertwende wurde auch die Wasserleitung vollendet. Die Quelle, die das Wasser spendete, sprudelte unterhalb des Schweigerberges auf Hohentanner Gemarkung. |
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Nach mehrjähriger Bauzeit konnte auch das "Margarethenheim" im Jahre 1915 seiner Bestimmung übergeben und durch seine Bauherrin Margarethe Karsch eingeweiht werden. Nach ihrem Vornamen wurde dieses wunderschöne Heim benannt. Es beherbergte tuberkulosekranke Kinder. |
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Die Volkszählung von 1930 erbrachte 460 deutsche Einwohner, sowie 2 Einwohner anderer Nationalität. |
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Die Gesamtbodenfläche der Gemeinde betrug am 1.12.1930 : 745 ha. Davon entfielen auf Äcker 201 ha, Gärten 16 ha, Wiesen 69 ha, Wald 400 ha, Hutweiden 40 ha, unproduktiver Boden 16 ha, Baugrund 3 ha |
Hassenstein- Bergfried |
Hassenstein |
1938 marschierten deutsche Truppen, aus Sachsen kommend in Platz ein. |
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1939 verband uns erstmals eine Omnibuslinie mit Komotau. |
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1945 Die Tschechen nahmen nach dem 8. Mai 1945 viele Anwesen der deutschen Einwohner in Besitz und trieben die Bisherigen Besitzer auf die Straße, wo sie ihren Weg in die Lager und der Vertreibung antreten mußten. |
Eisenerzbergbau:
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Vereinsleben:
Neben dem Land- und Forstwirtschaftlichen Verein, dem Militär- Veteranen- Beerdigungs- u. Stützungsverein, dem Arbeiter- u. Krankenunterstützungsverein, Dem Spar- u. Darlehenskassenverein, gab es den Feuerwehrverein, den Männergesangverein und den Musikverein als Blaskapelle. |
Handwerk:
Die Erwerbsquellen in früheren Zeiten waren wohl von der Land- und Forstwirtschaft geprägt. Als Handwerksberufe waren Schmied, Maurer, Zimmermann, Schuhmacher, Fleischer, Schneider, Bäcker, Gastwirt, Kolonialwarenhändler und der Rauchfangkehrer. |
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Als Heimarbeit war das Klöppeln, Gorlnähen, Korbflechten, Besenbinden und das Handschuhnähen wichtige Erwerbsquellen. |
Eine Sage von Platz sei unvergessen: In der Nähe der "Steinernen Marter" bei Platz befand sich am Wege nach Plaßdorf ein mit zwei eingemeißelten Degen hervorragender Stein. Zwei degenbewaffnete Wanderburschen sollen im Wirtshaus Nr. 28, stark bezecht, mit dem Wirt in Streit gekommen sein, der sie handfest an die Luft setzte. Daraufhin gingen sie nach Plaßdorf den sogenannten "Lohweg" und fielen nach einer Streiterei an der Stelle, wo später der Mahnstein errichtet wurde, mit gezogenem Degen übereinander her. Beide blieben tot am Platz liegen und wurden dort auch begraben. Wenn die Leute vom Gebirge herunter kamen, legten sie dort ein Steinchen nieder und nahmen es auf dem Rückwege wieder auf, um es wegzuwerfen. Einerseits sollte diese Handlung den Abscheu über die böse Tat, andererseits das Mitleid, das man darüber empfand, ausdrücken. Wenn wir heute an der Ruine Hassenstein stünden, hörten wir vielleicht noch wie einst von Platz ein Glöckchen herüber läuten. |
Brauchtum:
Bis Mariä Lichtmeß standen in den Häusern die Christbäume. Es begann die Faschingszeit. In den Sälen veranstaltete man Maskenbälle. Vor Ostern flogen die Glocken nach Rom. Die Bossn ersetzten mit ihren Schnarren das Glockengeläut. Ausgehöhlte beleuchtete Dorschen standen an verschiedenen Stellen als Totenköpfe im Ort. Am Karsamstag kehrten die Glocken zurück. Man suchte eine Wasserstelle auf zu "Schönwaschen" Ostermontag gingen die Gunge zum Aufpeitschen. Nach Aufsagen eines Sprüchleins gab es Eier, Geld oder Süßigkeiten. Das Maibaamfest der Heger und Holzmacher durfte nicht fehlen. Der Höhepunkt war das Platzer Fest, das mit vielen Besuchern der Nachbarorte gefeiert wurde. Zum Fronleichnam schmückte man vier Altäre. Den Umzug begleitete die Musikkapelle. An Sonnenwende loderte oben am Hohentanner Haumerhübel das Sonnewendfeuer. |
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Nach der Ernte begann das Aufährln ,Erdäppel stoppeln, Beerensammeln und Schwommesuchen. Zu Allerseelen besuchte man die mit Tannenreisig geschmückten Gräber. Der Winter hielt seinen Einzug. Schlittenfahren war ein freudiges Ereignis. Die Weihnachtszeit nahte und der Nikolaus bescherte die Kinder, die Schuhe und Strümpfe wurden mit Geschenken gefüllt. Das Christkind und Knecht Ruprecht brachten an Heiligabend die bestellten Geschenke und Kleinigkeiten. Das Christmahl nahm man im engen Familienkreise ein. Es gab das Siebenerlei. Zu Silvester feierte man den 2. Heiligabend. Nach dem Abendmahl ging man zur Silvesterfeier. |
Die Aufzeichnungen dieser Datei wurden der "Heimat- Chronik der kleinsten Stadt Böhmens" entnommen. Die Chronik wurde von Lm. Heinrich Müller aus Platz in jahrelanger Arbeit zusammengestellt. Er starb noch vor Vollendung des Werkes am 18.3.1985. Sein Bruder Lm. Friedrich Müller hat das Werk vollendet. Die erste Internet -Datei von Platz bot wenig Vorkommnisse. Die jetzige Internet- Datei wurde von Lm. Johann (Hans) Wagner im Januar 2005 durch die Aufzeichnungen der Chronik wesentlich in Wort und Bild erweitert. |
Ortsbetreuer:
Bis 1985 Heinrich Müller
Von 1985- 2004 Friedrich Müller
Zur Zeit kein Ortsbetreuer