Vom
Strahner Feldkreuz – eine wahre Begebenheit (von Erich John)
In
der Ausgabe 30/1995 der „Srössauer Blätter“ entnahm ich der Chronik des
Pfarrbezirkes Strahn die Information, dass Bauer Fischer im Jahre 1811 ein
Kreuz auf einem Sockel auf seinem Feld am Weg nach Saaz errichten ließ.
Bauer
Anton Fischer, damals wohnhaft in Altstrahn Nr. 22, war mein Urgroßvater.
Jenes Kreuz blieb mir gut in Erinnerung, und folgende wahre Begebenheit war
Anlaß zu dessen Errichtung:
Im
ausgehenden Hornung (alter Name für Februar) des Jahres 1810 entdeckten
über Land fahrende Kaufleute am Rande eines Feldes an der Gemarkung Strahn/Pröhlig
drei männliche Leichen. Eis und Schnee hatten die Leblosen im Winter bedeckt
gehalten, eingetretene Schmelze aber freigelegt. Ihre ausgebluteten Körper
waren durch und durch mit großen Wunden bedeckt. Die Mordwerkzeuge –
Steine, Messer, Beile – lagen nebenbei oder befanden sich noch immer in den
steifgefrorenen Händen. Der Kampfplatz war übersät mit Gold, Silber- und
Kupfermünzen.
Die
Bemühungen der aus Saaz herbeigerufenen Untersuchungskommission nach
Feststellung von Namen und Herkunft blieb erfolglos, weil die Toten keine
Papiere bei sich trugen. Hingegen fand man in den Taschen ihrer Kleidungsstücke
eine Vielzahl unterschiedlicher Kleinodien wie Fingerringe, Halsketten,
Armreifen, Broschen und Spangen. Man nahm daher an, dass es sich bei den
Leblosen um jene vagabundierenden Räuber handelte, die im Vorjahr durch
dreiste Überfälle auf Insassen von Reisekutschen auf der nahegelegenen nach
Prag führenden Hochstraße das Land in Angst und Schrecken versetzten,
ihren Verfolgern aber stets entwischen konnten. Sie werden beim Teilen
der Beute in Streit geraten sein und sich in Zorn und Habgier gegenseitig
umgebracht haben.
Da
keine Zuständigkeiten geklärt werden konnten, bei den Toten aber
bereits Anzeichen von Verwesung eingetreten waren, vergrub man sie an Ort und
Stelle.
Bauer
Fischer ließ im Folgejahr zur Erinnerung an das grausame Geschehnis und
zur Mahnung der Vorbeigehenden, ein gottgefälliges Leben zu führen, jenes
Sühnekreuz errichten.