Die hilfreiche Egernixe nach mündlicher Überlieferung |
In Strahn soll es vor vielen Jahren eine Nixe gegeben haben, die im Schilf und Gras des gegenüberliegenden Ufers der Eger, nahe der oberen Furt bei den hohen Erlen, ihre Behausung hatte. Sie soll von auffallender Schönheit gewesen sein. Ihre blonden, losen Flechten waren mit Wasserrosen geschmückt und umrahmten eine blasses, ebenmäßiges Gesicht. Ihre Gestalt, halb Fisch, halb Weib, war in lange, wallende grüne Schleier gehüllt. die aus einem Gespinst gewebt waren, das es auf der Erde nicht gab.
Zuweilen stieg sie in der Dunkelheit aus dem Wasser oder saß an schönen Sonnentagen in den Ästen der Bäume, trocknete ihre Wäsche oder strählte ihr Haar.
An dieser Stelle trat einst eine abgehärmte Witwe aus Schünau, deren Kind schon lange an einer schweren Krankheit darniederlag.
In ihrem Kummer rief sie:
"Wassernixe hörst du mich?
Wassernixe , ich rufe dich!
Mein Kind zuhause so bleich.
Bitte komm´ und hilf mir sogleich."
Da teilten sich rauschend die Fluten der Eger und die Nixe schwebte leichten Fußes über das Wasser.
"Gehe nach Hause und sorge dich nicht um dein Kind. Es wird leben und gesund werden. Und damit du es besser pflegen und ernähren kannst, schenke ich dir diese Kette. Es sind alle deine Tränen, die ich aufgefangen und in Perlen verwandelt habe."
Nach diesen Worten verschwand die Nixe wieder in den Wellen des Flusses. Die Witwe tat, wie ihr geheißen, ging nach Hause, umarmte ihr genesendes Kind und dachte zeitlebens der Güte des Wassergeistes.