Flugmodell

Segelflieger über Michanitz

Bearbeitet vom Internet- Team

Hedwig Gemmrig + Helmut Mürling 

Ab dem Jahr 1941 begann auf den ca. 2 qkm großen Michanitzer Wiesen, zwischen dem Steilhang zum Eidlitzer Busch, dem Dorf Michanitz, der Kolonie Eidlitzer Straße und dem Städtchen Eidlitz, eine hektische Betriebsamkeit. Diese Flur, Schwemmland, war eben wie ein Brett. Es eignete sich gut zum Anlegen eines Segelflugplatzes. Die Wiesen waren für die Besitzer wichtig für die Viehfutter- Beschaffung. Doch das Gras wuchs nur noch wenig, denn auch die Bewässerungsgräben wurden zugeschüttet, um für den Flugbetrieb eine ebene Fläche zu schaffen. Einige "Hangars" wurden gebaut, in denen die Segelfugzeuge und Winden ihre Bleibe fanden.

In Komotau, vermutlich in der Gärtnergasse, gab es eine Segelflugwerkstatt, in der die Jüngeren Segelflugmodelle bauten und die Älteren ihren Werkstattdienst ableisteten. Nach Ableistung dieser Pflichtstunden erfolgte die "Grundausbildung" auf den Michanitzer Wiesen. 

Zuerst kamen die "Schulgleiter" -SG-, Segelflugzeuge einfachster Bauart, mit luftigem Sitz und Riemen zum Anschnallen. Das Gerät hatte keine Landungsräder, sondern nur eine Kufe, ein Gummiseil und einige Helfer, die das Flugzeug bewegten. Dieser sogenannte "Rutscher" war der Anfang der Ausbildung. Danach kam vom Hang des Eidlitzer Busches ein "Hopser", ebenfalls mit Gummiseil. Ein Fähnrich winkte mit einer Fahne an einem Stock die Flugschüler ein.

Schnell kamen neue Segelflugzeuge hinzu, die wie Motormaschinen aussahen. Sie hatten eine geschlossene Kanzel aus Plexiglas. Es waren herrliche, weiße Vögel, welche mit Motorwinden hochgezogen wurden. Diese Winden postierte man je nach Windrichtung. Das Seil wurde am Flieger befestigt, die Ausklinkvorrichtung mit Fallschirm am Ende. An diesem Seil zog die Winde den Flieger hoch, damit er dann mit der Thermik seine Runden drehen konnte. Insgesamt gab es vier Winden und zwei Rückholwinden.

Auch Bruchlandungen gab es. Ein Segelflieger landete sogar in den Bäumen des Eidlitzer Busches.

Es wurden schätzungsweise tausend Flugschüler ausgebildet. Viele stammten aus dem Gebiet des nahen Deutschen Reiches. Die Einwohner von Michanitz und Eidlitz hatten sich indes an den Flugbetrieb gewöhnt. Gerne überflogen erfahrene Piloten die Kamine des Juliusschachtes, um in der warmen Luft Auftrieb zu bekommen.

 

Ende 1944 kam eines der berühmtsten Segelflugzeuge, die "Weihe" nach Michanitz. Einmal musste eine "ME 109" notlanden,  , deren Fahrwerk verklemmt war. Der verbogene Propeller riss riesige Stücken Erde aus der Wiese.

 

Flugmodell

Franz Wenisch aus Michanitz, Großneffe des Komotauer Museumsdirektor, berichtet:

Wir Bossn bauten  Modellflugzeuge, wie Wespe, Jung- Deutschland und Sperber und ließen diese von den Hängen rings um Michanitz fliegen. Es fanden sogar Wettbewerbe mit Jungen aus Komotau und Eidlitz statt.

Kürzlich stand ich mit meinen zwei Kindern und zwei Enkeln am Eckbusch und schaute auf unsere frühere Feldflur und die Wiesen hinab. Michanitz gibt es nicht mehr. Von Pößwitz geht noch die alte "Meißner Landstraße" hinab, gesäumt von Winterdorn- Birnbäumen. Sie endet jäh am Wasser, in dem die Häuser von Michanitz versanken.

Wo diese trauten Stätten, unser Dorf und unsere Wiesen waren, zogen eines Tages die Russen ein, vereinnahmten unsere Habe und übergaben diese später ihren slawischen Brüdern. Denen ging es hauptsächlich um die Braunkohlenflöze unter Michanitz. So steht dort kein Stein mehr auf dem anderen. Sumpf und Schilf decken alles zu."