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Balthasar Neumann: Ausschnitt aus der Decke des Treppenhauses der Würzburger Residenz

Der Barockbaumeister Balthasar Neumann

von Helmut Mürling

unter Zuhilfenahme des Buches von Eugen Ortner "Der Barockbaumeister Balthasar Neumann".

Balthasar Neumann war eine herausragende Persönlichkeit, in unserer alten Heimat zu Eger geboren. Seine Werke können wir heute hauptsächlich in Franken bewundern. Obwohl kein Sohn unserer engeren Heimat, sollte es uns wert sein, ihm diese Seite zu widmen.

Balthasar Neumann ward geboren am 28.Jänner und getauft 30.1.1687 zu Eger,  im westlichsten Zipfel Böhmens. Leopold I war deutscher Kaiser, der Sonnenkönig Ludwig XIV herrschte über Frankreich.

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Residenz Würzburg vom Hofgarten aus

Von der Jugendzeit Balthasars ist wenig bekannt. Er lernte als Stückgießer (er goß Kanonenrohre) und studierte als Feldmesser und Feuerwerker. Sein Hauptmann Andreas Müller hatte ihn in Architektur unterwiesen. Sein Berufsweg begann eigentlich weniger spektakulär als Stückjunker in der Armee von Prinz Eugen. Vor Belgrad, bei der Belagerung durch die Türken, soll sich Neumann die ersten Verdienste erworben haben. Die Kunde von Neumanns Fähigkeiten drang bis nach Würzburg zum Domprobst Johann Philipp Franz von Schönborn. Dieser war ein Bruder des Reichsvizekanzlers. Balthasar Neumann wurde zum Leutnant befördert und nach Würzburg versetzt. Dort sollte er sein Lebenswerk, die Würzburger Residenz, erbauen.

Zur damaligen Zeit war das Häuserbauen eine reine Erfahrungssache. Baupläne wurden zwar vom Architekten gezeichnet, doch ohne großartige Berechnungen für Statik. Artillerieoffiziere, wie Neumann, brachten dazu die besten Voraussetzungen mit. Sie mußten das, was sie zerstören konnten, auch bauen können.

Der Hauptwohnsitz des Fürstbischofs war die Festung am Marienberg. Diesem  war seine bisherige Stadt-Residenz, das Petrinischößchen, zu klein geworden.  Zur Seite wurde dem jungen Stückleutnant Neumann der Wiener Architekt Lukas von Hildebrandt beigeordnet. Hildebrand ist der Erbauer des Prinz Eugen Schlosses Belvedere. Neumann holte sich bei seinem väterlichen Freund Johannes Dientzenhofer, dem Architekten des Schlosses Banz über Staffelstein, erste Ratschläge für sein großes Bauvorhaben. Auf der Terrasse des Schlosses sah er  die "Lande um den Main". Drüben von der "Hohen Eller" grüßte das Kapellchen von Vierzehnheiligen. Neumann äußerte  insgeheim den Wunsch, dort eine große Wallfahrtsbasilika zu erbauen. Dientzenhofer weiht Neumann in seine Geheimnisse der Baukunst ein. Er spricht vom Korbbogen und dem Eirund, mit dem seine Bauten konstruiert sind. Neumann hört interessiert zu.

Das Planen war mit Meister "Jean Lucca", wie Hildebrandt genannt wurde, für Neumann nicht einfach. Doch setzte er sich mit seiner Konzeption durch. Gute Kompromisse waren nötig. Die Bauarbeiten gingen zügig voran. 1744 stand der Rohbau. Für den Ausbau des Schlosses und des Hofgartens standen Neumann hervorragende europäische Künstler zur Seite. Da waren Jakob von der Auwera und Antonio Bossi als Stukkateure, der Wiener Hofschlosser Georg Oegg, der die Gartentore schuf, und der Maler Byß.

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Käppele in Würzburg: Hochaltar

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Thronsaal Gottes. Der Gnadenaltar (vorn) und

Hochaltar der Basilika Vierzehnheiligen

Das gewaltige Treppenhaus mißt 30 mal 16 Meter und hat eine Höhe von neun Metern. Diese heute noch größte freischwebende Decke der Welt galt es zu schließen. Kein anderer als Balthasar Neumann selbst war dazu ausersehen, denn kein anderer wagte sich an diese Arbeit. Die Streben sind aus hartem Eichenholz, von mächtigen Pfeilern gestützt. Dazwischen setzte der  Meister den Mörtel aus einem Teil Sand zwei Teilen Mainsand und mit gelöschtem Kalk zu einem Brei gerührt. Diese Masse wird härter als Stein. In den Ecken werden schmiedeeiserne Bänder zur Verstärkung eingesetzt.

Als Lukas von Hildebrandt das neue, kühne Gewölbe des Treppenhauses der Würzburger Residenz sah, sagte er: " Hier lasse ich mich hängen, wenn das hält." Neumann erwiderte: "Das hält, selbst wenn ich eine Batterie Kanonen darin abschieße." Es kam schlimmer. Am 16. März 1945 stand nach dem verheerenden Fliegerangriff auch die Residenz in Flammen. Das Treppenhaus aber hielt stand und ist noch heute in seiner ganzen Schönheit zu bewundern.

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Treppenhaus der Würzburger Residenz

Noch war das Gewölbe nicht ausgemalt. Ebenso das des Kaisersaales in 1. Stock an der Gartenseite. Diese Arbeiten sollte der Venezianer Maler Tiepolo ausführen. Zahlreiche Fresken von ihm schmücken die Kirchen und Paläste Venedigs. Am 12.Dezember 1750 kam Tiepolo nach Würzburg. Mit seinen Söhnen Domenico und Lorenzo beginnt er im Frühjahr 1751 sein Werk.

Das Deckenfresko der Residenz spiegelt die vier Kontinente wider (Australien war noch nicht bekannt). Der Baumeister ist, auf einem Kanonenrohr liegend, dargestellt. Im Kaisersaal ist u.a. die Hochzeit Friedrich Barbarossas mit Beatrix von Burgund dargestellt.

Die beiden fleißigen Gesellen Tiepolos, Domenico und Lorenzo hängen in der Kuppel des Treppenhauses fliegende Gerüste auf. Es galt, das ganze Gewölbe mit dem Spitzhammer aufzurauhen, alle Fugen auszuspitzen, mit derbem Besen aufzurauhen. Darauf folgt ein Spritzbewurf von einem Zentimeter Dicke, aus einem Teil Kalk und drei Teilen grobem Sand. Darauf trägt der Meister die erste Malschicht auf. das ist ein Mörtel aus zwei Teilen Sand und einem Teil Kalk. Die dritte Schicht, die feine Malschicht, ist aus einem Teil feinem Sand und einem Teil Kalk. Fett auf mager, das ist die Kunst Tiepolos. Die letzte Schicht ist ein Geheimnis. Die schillernde Helligkeit Tiepolos, eine flüssige Tünche, besteht aus Kalk und eben diesem Geheimnis.

Tiepolo vollendete sein Werk am 14. August 1753. Der Fürstbischof Seinsheim hatte am darauffolgende Fest Mariä Himmelfahrt die Residenz zum Haus der offenen Tür erklärt. Am Abend erfolgte ein Fest im Kaisersaal, der erstmals im vollen Glanz erstrahlte. Die Residenz war 3 Tage für die Bevölkerung geöffnet.

Am Tage danach stand Neumann bereits wieder über den Plänen seiner Abteikirche Neresheim. Doch plötzlich verschwammen die Formen vor seinen Augen. Er sank in die Arme seiner geliebten Frau  Eva Maria. Balthasar Neumann war tot.

Vierzehnheiligen, die dem Kloster Banz gegenüberliegende Wallfahrtskirche, geht auf vier Visionen eines Schäfers zurück. Im 18. Jahrhundert entschloß sich der Abt von Langheim zu einem großen Neubau. Balthasar Neumann wurde damit beauftragt. Nachdem Neumann mehrere Baustellen zu betreuen hatte, kam er erst nach Jahren wieder an diese Baustelle zurück. Er mußte feststellen, daß der örtliche Bauleiter seine Pläne erheblich verändert hatte. Neumann konnte gerade noch retten was zu retten war. So entstand diese herrliche Gotteshaus mit dem Baldachin über der Gnadenstätte.

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Vierzehnheiligen

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Hochaltar der Basilika Gössweinstein

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Die Wallfahrtskirche Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz entstand nach Neumanns Plänen unter der Regierung des Fürstbischofs Friedrich Karl von Schönborn in den Jahren 1730 - 1735.

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Im Auftrag von Kardinal Damian Hugo von Schönborn, eines Bruders des Würzburger Landesherren,   entstand das Schloß in Bruchsal. Differenzen während des weitläufigen Schloßbaues hatten den Mitteltrakt des Schlosses nicht zur Vollendung kommen lassen. Im Jahre 1728 wurde Neumann zur Hilfe gerufen, 1732 stand der Rohbau. Der Maler Johannes Zick hat es erst 20 Jahre später ausgestaltet.

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Der gewaltige , 83m lange Bau mit sechs kuppelartigen Teilräumen, die die längsovale Vierung umschließen, war beim Tode Neumanns unvollendet. Die Kuppeln wurden niedriger als vom Meister geplant und nur in Holz ausgeführt. Im Jahre 1965 zwangen statische Probleme zur baupolizeilichen Schließung. In neunjährigen Restaurierungsarbeit gelang es, das Gotteshaus so zu sichern und instant zu setzen, daß es wieder ein Zeugnis abendländischer Baukunst geben kann.

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Hochaltar Dom zu Worms