"O des rute Kracherle koh iech miech derinnern- s stond immer in der Kellergoss"

Erste Komotauer Wurst und Fleischkonservenfabrik

Karl Mittelbach

Aus der Komotauer Zeitung Januar 1991und dem Komotauer Jahrbuch Folge 3 (1998)

Am 13.1.1891 eröffnete Karl Mittelbach sen. in der Schloßgasse 10/ 118 in Komotau eine Fleischerei und Selcherei (Räucherei). Seine guten Erzeugnisse, insbesondere sein Schinken, wurden bald allbekannt. Unermüdlicher, eiserner Fleiß, Sparsamkeit und Festhalten am obersten Qualitätsniveau ließen das Geschäft aufblühen.

Die Übersiedlung des Betriebes in die Bahnhofstraße 12 im Jahre 1897 ermöglichte die Neuerrichtung von Fabrikationsräumen mit den modernsten Einrichtungen. Eine eigene elektrische Anlage erzeugte die erste elektrische Geschäftsbeleuchtung in Komotau. Auch eine maschinelle Kohlensäure- Kühlanlage wurde 1896 gebaut. Diese Anlage gewährleistete im Sommer eine Temperatur von 0° C. Es war die erste derartige Kühlanlage in Nordwestböhmen. Die Wurstfabrik hatte eine eigene Bratmaschine, einen Fleischwolf und eine Gewürzmühle. Beliefert wurde das Erzgebirge und verschiedene Kurorte mit Wurst- und Selchwaren.

"E Werschtldompfer mit Mittelbach- Werschtln"

Der in Quinau geborene Karl Mittelbach senior übergab im Jahre 1922 den Betrieb an seinen Sohn Karl junior. Nahtlos ging die Aufwärtsentwicklung des Betriebes- unter tatkräftiger Mitwirkung des Seniors- weiter. Neben dem Stammgeschäft in der Bahnhofstraße wurde das Zweiggeschäft in der Steingasse im Jahre 1933 eröffnet.

1922 heiratete Karl Mittelbach. Seine Ehefrau Anna, geb. Günzl, aus Triebschitz wurde bald die " Seele des Geschäftes". Sie war mit Recht die " gute Fee" und hatte für arme Leute immer was übrig.

Karl und Anna Mittelbach im Kreise ihrer Belegschaft im Jahre 1930

Trotz Krieg und gedrosselter Wirtschaft hatte der Betrieb im Jahre 1941 noch 68 Beschäftigte. Die "Allgemeine Deutsche Fleischerzeitung" schreibt im Jänner 1941 in einer Laudatio: "Mittelbach steht heute mit an der Spitze der größten und modernsten Betriebe im Sudetenland."

Neben dem Verlust der Heimat und des Betriebes traf die Familie ein schwerer Schicksalssschlag im Jahre 1945:

WIR GEDENKEN- AUCH HEUTE IN DER ZEIT DES "VERGESSENS"- DES GRAUSAMEN TODES EINES FLEISSIGEN, AUFRECHTEN, DEUTSCHEN MANNES: KARL MITTELBACH