Der Görkauer Maskenzug, Oelgemälde von Karl Heinz Wagner |
Der Görkauer MaskenzugHeimatarchiv |
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Federzeichnung von Gustav Zindel |
Auch die Salzmäste (Taufpatin der Braut) warf nach allen Seiten Pfeffernüsse aus. Bald auch kamen die beiden Herolde hoch zu Roß, bliesen auf ihren Trompeten, und der vielerwartete Hochzeitsschlittenzug setzte sich in Bewegung. Den Vorreitern und Stadtpfeifern folgten die Brautleute mit dem Bild der heiligen Jungfrau; darauf der Brautführer und die Kranzljungfern, neben ihnen der heilige Nikolaus mit zwei Teufeln an der Kette. | |
Das historische Tor zum Görkauer Friedhof |
Görkau, Stadtpfarrkirche St. Aegidius |
Es ging in tollem Jagen die Kreuz und Quere durch die Stadt, bis der Zug bei der Kirche ein wenig stockte. Da blies der Hanswurst - Plampatsch auf seiner Trompete und rief in trunkenem Frevelmute zum Friedhof hinein: "Auf ,auf ! Ihr Faulpelze! Heraus aus eueren Nestern! Heut ist Fasching! In der Stadt gibt es noch Besen genug! Die nehmt zwischen die Beine und reitet mit! Halloh! Vorwärts!" Gelächter der Umstehenden folgte, und der Trunkenbold stürzte vom Pferde. Der Zug aber fuhr weiter bis nach Komotau, obwohl der Sturmwind unterwegs das Brautpaar und viele Gäste in den Schnee geworfen hatte. In Komotau trank man Glühwein und die Stimmung wuchs weiter. |
Maskenzug Görkau: Heimkehr von der Zeche |
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Auf dem Tanzboden fand sich dann doch allmählich die alte Fröhlichkeit wieder ein. Als man aber tags darauf nach altem Brauch den Fasching begraben wollte, da erscholl das Totenglöckchen, und man erfuhr, daß der Plampatsch todkrank darniederliege. Drei Tage später lag er auf dem Friedhof bei den Toten, die er zur Maskenhochzeit eingeladen hatte. Ihm folgte zuerst die Braut, eine Kranzljungfer, dann ein Vorreiter, der Brautführer und der Bräutigam. | |
Es folgte kein Tag, an dem das Zügenglöckchen nicht erklang und ein Leichenzug folgte dem anderen. So dauerte es ein volles Jahr und nicht weniger als 450 Personen erlagen der schrecklichen Seuche. Am Faschingssonntag rief der Priester dem unglücklichen Volke zu: "Ihr sollt ausziehen, aber nicht in Larven und Maskeraden, sondern in Buß- und Trauerkleidern!" Und so geschah es. Am Faschingsdienstag zogen alle in Trauerkleidern und schwarzen Kleidern durch die Stadt zum Friedhof hin. Und dort erscholl ein lautes Wehgeschrei. In der Kirche las der Pfarrer das Totenamt und vom Chor erklangen der Gesang des "Dies irae" wie an einem Allerseelentage. Von Stund an erkrankte niemand mehr. Wer schon krank war fand Genesung. Acht Sonntage später war die Pestilenz erloschen und der Pfarrer konnte die Pestilenzpredigt halten. Die Erinnerung an jene schreckliche Zeit lag den Görkauern noch lange in den Gliedern und sie haben durch so manche Jahre keine Hochzeitsmaskeraden am Faschingsdienstag mehr gehalten. |