Robert Lindenbaum In Hamsuns Spuren- mehr denn je der Heimat verwurzelt aus "Komotauer im Strom der Zeit |
In Komotau, der “Stadt der Eisenwerke“ wurde Robert Lindenbaum am 5. Januar 1898 geboren. Sein Vater stammte aus der Steiermark, die Mutter aus dem Komotauer Vorland. Nach einer heiteren, unbeschwerten Jugend- „wir wuchsen wie ein Stück Straße und wie ein stück Wald auf“- führte ihn der Beruf ins kaufmännische Leben, in die Welt der „Bücher, der Schreibmaschinen und Zahlen“. In Prag und Leipzig gelangte er schließlich ins Egerland, das seine Wahlheimat wurde. Als kaufmännischer Leiter einer der größten Bergbaugesellschaften des Falkenauer Braukohlereviers lebte er zwei Jahrzehnte in Zieditz bei Falkenau. Und ihm war, als ob er „ aus der Erde dieser Landschaft gekommen wäre“. Bauern, Handwerker und bergleute waren die Menschen, unter denen er sich bewegte und wohlfühlte. Es ist daher verständlich, daß Lindenbaum seine Dichtungen aus dieser ihrem Kern gesunden, heilen Welt schöpfte.
Der Bergbau in Falkenau gab ihm den Stoff, die Gestalten und Schicksale für seinen ersten Roman „Das alte Haus“ (1933). Zusammen mit seinen beiden folgenden Romanen „Wir haben eine Heimat“ (35) und „Land der Äcker“ (38) schuf Lindenbaum, der in erster Linie Epiker ist, eine Romandreiheit, die geistig und künstlerisch eine Einheit darstellt. Sie vor allem trug ihm seine literarische Geltung ein. Es folgen die Erzählungen „Gutshäuser“(41), der Roman „Zwischen gestern und heute“(43) und die Erzählung „Die Heimkehr der Margarethe Graf“ (44). Dem feinsinnigen Lyriker Lindenbaum verdanken wir aus der Zeit vor 1945 die beiden Gedichtsbändchen „Morgenruf“ und „Eine Spanne Zeit“.
Vor allem die frühen Romane bezeugen, daß der große Knut Hamsun Lindenbaums Vorbild und Lehrmeister gewesen ist. Mit ihm hat er die bäuerliche Landschaft seiner Romane und die herbe Kraft seiner oft an die Sagas erinnernden Stils gemeinsam. Er ging also einen ähnlichen Weg , als der Österreicher Karl Heinrich Waggerl, der ebenfalls in Hamsun seinen „geliebten und gefürchteten Meister“ fand. Waggerl übersetzte seinen Hamsun ins Alpenländische und Lindenbaum in die westböhmische- sudetendeutsche Landschaft. „Alle meine Bücher sind zum Spiegel der westböhmischen Landschaft geworden.“ bekennt der Dichter selbst.
Nach dem Unheilsjahr 1945 wurde Robert Lindenbaum durch mehrere tschechische Konzentrationslager un Kerker geschleppt „todkrank und seelisch gebrochen“. Erst im Mai 1948 gelang ihm „wie von einer gnadenreichen Hand geführt“, die Flucht über die bayerische Grenze, in die Freiheit. Zwei druckfertige Manuskripte, ein Bergmannsbuch und ein Briefwechsel mit dem an der Ostfront vermißten Sohn, blieben drüben. Nach zwei schweren Jahren im grenznahen Arzberg fand Lindenbaum 1950 in Bayreuth Beruf und Wohnung.
Die alte Markrafenstadt wurde für ihn zur dritten Heimat. Um den bescheidenen Dichter blieb es lange still. Wohl hatte er 1952 seinen „Sudetendeutschen Sagen- und Märchenborn“ und einige kleinere Dichtungen herausgebracht. 1960 wurde er mit dem Bayerischen Nordgaukulturpreis für Dichtung ausgezeichnet. Aber erst sein 1962 erschiener Roman „Sinfonie der Welt“ machte den wirklichen Anschluß an die Schaffenszeit vor 1945.
Wie Robert Lindenbaums Werk ohne den böhmischen Heimatboden nicht denkbar ist, so ist er auch heute noch in jener Erde verwurzelt. Ihm l“leuchtet die Heimat noch in glühenden Farben“. Von Burg Hohenberg an der Eger über die nahe Grnze nach Böhmen blickend, findet er die schönen Worte, mit denen er sein Büchlein „Land an der Grenze“ beschließt:
„Wir
verströmen unsere Liebe zu eiem Stück Land und lassen sein Bild glühen und
leuchten, und indem wir es immer wieder beschwören, erhalten wir es als ein
Paradies der schönen Erlebnisse vor dem Vergessenwerden und für die. Die nach
uns kommen, als das land, das eine Liebe wert ist.
Josef
Schneider.
Aus
Sepp Seifert „Komotauer im Strom der Zeit“, erschienen 1977 im Verlg
„Komotauer zeitung“ Ingolstadt.
Robert Lindenbaum erhielt im Jahre 1978 zusammen mit der Philosophin Dr. Gertrud Kahl- Furtmann den Kulturpreis der Stadt Bayreuth. Lindenbaum starb am 24. September 1979 im Altenheim Ruhesitz in Laineck bei Bayreuth. Fern der alten Heimat, in der sein dichterisches Wirken wurzelte, wurde er am Friedhof St. Georgen in Bayreuth zu Grabe getragen. Sein Grab wurde inzwischen aufgelöst.
Gesang der Landschaft von Robert Lindenbaum |