Otto Hennlich |
Die Kirchenmaler Josef und Otto Hennlich Erinnerungen an ein altes Komotauer Kunstgewerbe von Hans Hennlich, Sohn von Meister Josef Hennlich (1988) überarbeitet von Helmut Mürling, Internet- Sachbearbeiter |
Die Brüder Josef und Otto Hennlich hatten ihre Werkstätten in der Komotauer Bahnhofstrasse im ersten Stockwerk eines Seitenbaues des Gutshofes "Grüner Baum", Richtung Schmiedgasse. Dieses einsame Gäßchen verbreitete eine angenehme Stille, die die Kirchenmaler für ihre Arbeit brauchten. Hans Hennlich, Sohn von Josef Hennlich, beschreibt die Kunst- Werkstätten seiner Vorfahren in Komotau.
Die beiden Künstler hatten von ihrem Vater Wenzel Hennlich, einem alteingesessenen Komotauer Bürger, das Gewerbe erlernt und nach seinem Ableben weitergeführt. |
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Otto Hennlich hatte an der Dresdner Kunstakademie studiert. Er war auch Fachlehrer für Maler in Komotau. |
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In den Räumlichkeiten roch es immer nach Leim und Ölfarbe. Gearbeitet wurde nur bei Tageslicht. Die beiden Brüder trieben mit Umsicht und Fleiß ihr Geschäft gut voran, so daß sich ihr Kundenkreis schnell erweiterte. Die Zahl der Mitarbeiter schwankte je nach Auftragspolster. Einmal lag sie bei zehn Mann, acht Gesellen und zwei Lehrlingen, bei größeren Aufträgen stieg sie bis auf zwanzig Personen an. |
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Der technische Ablauf des Betriebes lag wesentlich in den Händen der beiden Brüder Hennlich. Sie hatten eine gewisse Arbeitsteilung: |
Meister Otto war für alle mit der Innenarchitektur gebundenen Malerarbeiten eines Gebäudes, wie Bögen, Kapitellen, Säulen, Maßwerk usw. zuständig. Ebenso für künstlerische Maltechniken und deren Restaurierung, wie "Fresko* " und "Secco** ". Dies waren Arbeiten, die viel künstlerisches und praktisches Können, vor allem willige Liebe zur Aufgabe erforderten. Oft kamen unter mehreren Kalkschichten konserviert, Freskomalereien zum Vorschein, die mühsam freigelegt und wiederhergestellt werden mußten. Manche Kostbarkeit konnte so der Nachwelt erhalten werden.
Meister Josef dagegen hatte das Aufgabengebiet Altäre, Holzbildwerke, Einzelfiguren und Stukkaturen zu fassen, d.h. farbig zu bemalen. Entweder monochrom (einfarbig) oder polychrom (vielfarbig) mit reicher Vergoldung, je nachdem, wie es dem Zeitgeist entsprach. Neben der farblichen Fassung erforderte die Vergoldung großes Fachkönnen und sparsamen Umgang mit dem Material. Angefangen von der Herstellung des schichtweise präparierten Untergrundes, bis zum Anlegen der hauchdünnen Blattgoldfolien, mußte mit großer Sorgfalt gearbeitet werden. Das galt besonders dann, wenn das matte Blattgold mit einem Achat- Griffel poliert wurde, um an bestimmten Stellen einen Hochglanz zu erzielen. Die Rezeptur des Gold- Haftgrundes galt als Werkstatt- Geheimnis. Gute Fachleute waren Mangelware. Bei Holzschnitzwerken war es oft erforderlich, die alte Fassung völlig abzulaugen. Erst danach konnte mit der Neufassung begonnen werden. Unsachgemäßes Arbeiten konnte hier zu einer Beschädigung und Verflachung führen.
Restaurierungsarbeiten in der Wallfahrtskirche Quinau: |
Kleinere interessante Restaurierungsarbeiten fielen alljährlich in der Wallfahrtskirche Quinau an. Ein Kranz von wundervollen Legenden, die sich um die Marienstatue rankten, führte dazu, daß die Pilger durch Berühren und Küssen des Standbildes die farbige Fassung so sehr beschädigten, daß eine Einfassung nötig wurde. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten in der Wallfahrtskirche wurden durch Spenden der Pilger und durch größere Zuschüsse des Fürstenhauses Rothenhaus finanziert. Ihre Durchlaucht, die Fürstin, war eine große Kunstkennerin. Sie kam während der Arbeiten oft nach Quinau, um den Werdegang zu verfolgen. Nicht selten stieg Ihre Durchlaucht auf das Gerüst, um die Vorgänge besser beobachten zu können. Gleiches Interesse bezeugte die Fürstin auch bei Restaurierungsarbeiten in den Kirchen in Platten, Görkau, Eidlitz und in der Schloßkapelle zu Rothenhaus.
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Ölgemälde von Otto Hennlich, heute in Privatbesitz. |
Karl
Heinz Wagner erzählt aus seiner Lehrzeit:
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Beide Brüder Hennlich waren vom Komotauer Vereinsleben nicht wegzudenken. Ob im Turnverein 1864 oder im Männergesangverein 1884, überall waren sie aktiv. Neben Pflege der Geselligkeit war ihnen völkisches Denken und deutsches Bewußtsein ein besonderes Anliegen. Leider war nach der Vertreibung kein Neuanfang möglich. Alle lebenden männlichen Nachkommen erlernten andere Berufe. Ein junger Verwandter, Namensträger, und qualifizierter Mitarbeiter, fiel im Zweiten Weltkrieg. |
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Meister Josef Hennlich starb noch 1944 in der alten Heimat. Die Vertreibung blieb ihm erspart. Meister Otto starb, fern der Heimat, im Jahre 1955 in Hungen/ Hessen. Er konnte keinen Neubeginn verwirklichen. |
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Der Rückblick zeigt, daß die erreichte handwerkliche Leistung das Ergebnis einer alten Werkstatt- Tradition war. Durch ihren Einfluß wurde erst die Voraussetzung geschaffen, wertvolle Zeugen religiöser und weltlicher Kunst zu sichern, sorgfältig zu restaurieren, damit sie in der ursprünglichen Form der Nachwelt erhalten bleiben. |
* Fresko =
Wand- (Decken) Malerei auf nassem Grund ** Secco = Wand- (Decken) Malerei auf trockenem Grund |
Firmenschild in Komotau |