Professor Dr. Anton Gnirs von Rudolf Hemmerle (+) aus "Komotauer im Strom der Zeit" |
Dr. Anton Gnirs, einer der bedeutendsten Archäologen der damaligen Monarchie und Inhaber des Ritterkreuzes des Franz- Joseph- Ordens, war Mitglied der Archäologischen Institute in Wien, Berlin und Prag. Er war Mitglied der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften und Künste in Böhmen und des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen, membre korrespondant de la societe archeol. francaise, Paris (1906). Er war Inhaber des kgl. sächsischen Albrechts- Ordens und anderer Auszeichnungen. Gnirs war der fruchtbarste Forscher auf dem Gebiete der Landeskunde Böhmens. Die ihn würdigenden Nachrufe im In- und Ausland heben seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen einmütig hervor. Gnirs aus der Hohen Schule zu Prag hervorgegangen, gehörte zu den profiliertesten Vertretern deutsch böhmischer Wissenscahaftler; sein Name wird in Fachkreisen stets mit Hochachtung und Bewunderung genannt werden.
Anton Gnirs, am 18. Jänner 1873 in Saaz geboren, entstammte einer im 18. Jahrhundert aus Baden über Wien nach Prag zugewanderten Familie, in der viele akademische Berufe und Offiziere zu finden waren. Das der Familie gehörende Haus war in der Karlsgasse (Nr. 188), in dem schon der Astronom Johannes Kepler in den Jahren 1607- 1612 gewohnt hat.
Das Gymnasium besuchte
Anton Gnirs in Komotau. In unserer Stadt war sein Vater Direktor der Kohlenwerke, bis er
1898 wieder nach Prag übersiedelte. Anton studierte an der Prager Deutschen Universität Germanistik, Geschichte, Geographie und spezialisierte sich auch schon auf die für ihn später wichtigen Fächer Kunstgeschichte, klassische Altertumswissenschaft und Archäologie. In der Reihe der "Prager Studien" erschien 1898 die erste Veröffentlichung: "Das östliche Germanien und seine Verkehrswege in der Darstellung des Ptolemäus. Ein Beitrag zur Geographie des Altertums." Nach kurzer Tätigkeit als Supplent in Pilsen kam Gnirs 1899 an die Marineschule in Pola und wurde schon im nächsten Jahr zum wirklichen Professor ernannt. Er wurde Konservator der Zentralkommision für Kunst und Denkmalspflege für die istrischen Bezirke Pola, Rovigno und Pisino (1902) und im Jahre seiner Promotion (1903) ordentliches Mitglied des Archäologischen Institutes in Wien. |
Anton Gnirs´ Grab am Komotauer Friedhof |
Die Forschungstätigkeit dieser Jahre läßt sich anhand seiner Veröffentlichungen genau verfolgen. Dr. Hans Klein faßte die Arbeitsergebnisse des Zeitraumes von 1901- 1918 in der Bibliographie von 1931 wie folgt zusammen:
1. Untersuchungen der Anlagen der ländlichen Baukunst der Römer und zwar von der Wirtschaftszelle der "villa rustica" bis zur großen Herrschaftsvilla des ersten nachchristlichen Jahrhunderts; diesen Untersuchungen dienten Ausgrabungen der römisch- hellenistischen Herrschaftsvillen von Val Catena, Val Bandon und Medolino, wo es ihm gelang, Fundamente von Tempeln, Hallenfronten, Hafenanlagen und anderen Gebäuden, sowie die antiken Einrichtungen einer technisch vollendeten Wasserversorgung freizulegen. | |
2. Zwischen 1902 und 1907 beschäftigten ihn Fragen der seit historischen Zeiten feststllbaren Strandverschiebungen der Adria. Die Ergebnisse dieser Forschungen wurden in den Veröffentlichungen der Wiener Geographischen Gesellschaft niedergelegt. | |
3. In den Jahren bis 1914 förderte eine starke Bautätigkeit in Pola zahlreiche vorgeschichtliche Funde zutage. So konnte Dr. Gnirs einen vorrömischen Begräbnisplatz feststellen und ein noch unbekannt gebliebenes hellenistisches Bühnentheater aus Augusteischer Zeit am Nordabhang des Kapitols zum Teil freilegen. |
Als der österreichische Kaiserstaat zusammengebrochen war, mußte Gnirs seine Arbeitsstätten verlassen; erkehrte in die böhmische Heimat zurück und wurde zunächst wieder in den Schuldienst übernommen. Bis 1925 unterrichtete er in Elbogen,- das er sich als Wohnsitz gewählt hatte- als Professor für Geschichte, Geographie und Deutsch. Für die Stadt an der Eger bedeutete Gnirs einen Gewinn, denn er führte nicht nur denkmalpflegerische Arbeiten in den Bezirken Elbogenund Falkenau durch, er betrieb auch Forschungen der Heimatkunde, auch für Nachbarbezirke, so auch für Komotau; darüber hinaus betreute er nach modernen Grundsätzen das Elbogener Stadtarchiv, die Stadtbücherei und das burgmuseum. Dieses gestaltete er zu einem Porzellankunstmuseum um.
In dem seinerzeit neugegründeten Verband der deutschen Museen hatte Gnirs eine führende Rolle und er hatte gleich im ersten Museumsjahrbuch (1931) die Beiträge "alte Stadtpläne""Zur Geschichte der Elbogener Porzellanmanufaktur" und "Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Komotauer Malerfamilie Fahrenschon" und "Die Schloßkirche zu St. Kathrein in Komotau".
Anton Gnirs verstarb am 10. Dezember 1933 in Elbogen.