Der "Ort un de Leit" im Kreislauf des Jahres
Das gesellschaftliche Leben in Deutsch Kralupp wurde
hauptsächlich von den kirchlichen Festen geprägt.
Nachdem Silvester, der "olde Heilichomd" gefeiert war und viele mit
Bleigießen einen Blick in die Zukunft versucht hatten, wurde der Neujahrstag mit einem
Hochamt und einem festlichen Essen begangen. Am 6. Jänner gingen Kindergruppen als
"Heilige Drei Könige" mit dem Stern von Bethlehem von Haus zu Haus, wünschten
Glück und versahen die Türrahmen der Häuser mit C+M+B und der Jahreszahl.
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Der Feber begann mit Mariä Lichtmeß. In der Frühmesse wurden Kerzen für
besondere Anlässe geweiht. Bei Gewitter wurde dann eine davon angezündet. Tags darauf
bekamen die Gläubigen mit zwei gekreuzten Kerzen den Blasiussegen. Dies sollte gegen
Halskrankheiten helfen.
Einige Maskenbälle fanden statt, Kräppl wurden gebacken, Kinder liefen als
"Maschkerer" gegen Abend durch die Stadt. Bei einem Maskenball gab es besonders
viele originelle Masken. Einen Umzug oder Büttenreden gab es nicht. Am Aschermittwoch
bekamen wir das Aschenkreuz mit den Worten: "Mensch bedenke, daß du Staub und Asche
bist...." Die Fastenzeit begann.
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Am Palmsonntag war im Hochamt die Palmweihe. Die Palmkätzchen stellte man dann
hinter dem Kruzifix in der Wohnstube auf. In der Karwoche vor Ostern
schwiegen ab Gründonnerstag alle Glocken Die "Schnorrebossn" hatten die Glocken
zu ersetzen. Dreimal am Tage zogen sie in geordneter Kolonne mit fahrbaren und
Handratschen durch die Stadt. Karfreitag und Samstag war mit Vorbereitungen für das
Osterfest und mit Kirchgängen ausgefüllt.
Ostersonntag feierte man in der Frühmesse und im Hochamt Auferstehung.
Ostermontag war der große Tag der "Gunge". Mit einer Weidenrute, oben
ein rotes "Maschl", ging es zum Aufpeitschen. Bei allen Verwandten und Bekannten
klopfte man an das Fenster mit dem Sprüchlein auf den Lippen: "Rute, Rute Eier raus,
oder mer peitschn de Madln aus......" Der Lohn war ein Ei, eine Orange, ein
Schokoladenhase oder ein Geldstück.
Ein alter Brauch war das Osterreiten. Auf herausgeputzten Pferden ritten die
Bauern durch die Flur, begrüßten den Frühling und erbaten Gottes Segen für die
Feldfrüchte. Sie machten mal in Körbitz, mal in Retschitz Station. Am dritten Ostertag
war Markt für die Stadt und die umliegenden Dörfer.
Am Weißen Sonntag war in manchen Familien das Fest der Erstkommunion. Die Madln
trugen ein weißes kleid, in dem sie wohl oft froren. Die Buben hatten ein neues
"Oziegl", oft einen Matrosenanzug.
Die Nacht zum 1. Mai war eine närrische Nacht. Es wurde allerlei Schabernack
getrieben. Erzählt wird, daß man dem Ficker Bauer einen ganzen Wagen mit Mist auf das
Dach gestellt hat. Am 1. Mai fanden dann Aufmärsche in Kaaden und Komotau statt.
Der Maibaum war am Abend vor dem 1. Mai aufgestellt worden. Das Fällen desselben
fand dann an einem Sonntag Ende Mai statt. Zwischen dem Förster und den Holzdieben
entspann sich oft ein Wortwechsel, der die Zuschauer zu Lachsalven hinriß. Manchmal kam
auch die "Quorkfraa" dazu- mit Buckelkorb und Kopftuch- die dann in die witzige
Auseinandersetzung eingriff. Wurde das Weib dann zu sehr gereizt, schmiß sie die vom
Markt übriggebliebenen Quarkbatzen den Männern ins Gesicht.
Am 2. Maisonntag war Muttertag. Höhepunkt war da die Andacht auf dem Friedhof,
wo man der verstorbenen Mütter gedachte. Den ganzen Mai gab es dann abends die
Maiandachten, in denen Maria gehuldigt ward.
Fronleichnam brachte für die Gemeinde viel Arbeit. Birkenzweige wurden aus dem
Wald geholt. Die vier Altäre wurden von den Nachbarschaften aufgebaut und geschmückt.
Sie hatten folgende Standorte:
Der erste war gleich gegenüber der Kirche am Anfang der Kunowitz, der zweite
stand vor dem Pöschl- Laden, der dritte beim Dotzauer- Bäck und der vierte beim Berbalk-
Gust am Markt. An der Prozession beteiligte sich die gesamte Bevölkerung. Der Pfarrer
schritt mit der Monstranz unter dem "Himmel". Vor ihm die Kommunionmädchen in
weißen Kleidern; ihr Beitrag war das "Blumme strae".
Der Sonntag darauf war schon die Wallfahrt nach Quinau. Der Weg führte zu Fuß
über Tschernowitz, Sporitz, Oberdorf, Richtung Platten zu den drei Kreuzen. Dort wurde
eine Rast eingelegt. Unsere Marienstatue wurde auf einem Leiterwagen gefahren. Sie sollte
die Kraft der Quinauer Madonna mit nach Hause nehmen.
Den Sommerbeginn feierte man mit der Sonnewendfeier zwischen Sosau und Grün.
Wenig später- am Sonntag nach Johannes der Täufer feierten man das
"Kellerfest". Es war die Zeit der "Haimôcher".
Vier Wochen später folgte dann "unner Krolupper Fest". Es ging hoch
her. Vuglwies mit Schiffschaukel, Kettenflieger und Schießbuden. Am Abend gab es Tanz.
Anfang Oktober feierte man die "Kärwe". Da ging es ähnlich, wie im
Sommer zu.
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Die Dreifaltigkeitssäule aus Deutsch- Kralupp steht
heute in Liebotitz, Kreis Kaaden |
Im Advent begann die stille Zeit. Die Roratemessen waren schon zu früher Stunde.
An "Nickelaus" stellte man die geputzten Stiefel vor die Tür. Dieser kam mit
dem "Krampus" bereits am Vorabend. Gleich nach diesen Tagen begann man die
geflochtenen Christstollen , die "Striezel" und die Plätzchen zu backen. Kurz
vor dem "Baam aufstellen" formte man Schokoladenfiguren für den Christbaum. Aus
Kakao und Ceres- Fett entstand die Masse, die in Förmchen gegossen und in einer Wanne mit
Schnee gehärtet wurde.
Kriegerdenkmal in Deutsch Kralupp |
"Zu Heilichobnd" stellte man das "Krippl" auf und der
"Baam" wurde "ôhgeputzt".m Abendessen gab es Fisch und
Kartoffelsalat. Im Laufe des Abends aß man dann das "Nainerlei". Der Vater
schnitt einen Apfel durch. Dabei durfte kein Kern zerschnitten werden. Auch das Vieh im
Stall und Hund und Katze bekamen vom Abendbrot. Nach dem Essen war Bescherung. Es gab
genug Zeit, sich jetzt mit den Geschenken zu befassen. Auch die Verwandten waren bald auf
dem Plan. So ward die Zeit bis zu "Mettn" ausgefüllt. Für die Kinder war die
hehre Mettenfeier immer ein Erlebnis.
Mit Weihnachten war der Jahreskreis geschlossen. Die zwölf heiligen Nächte
führten hinüber ins "Naie Johr", von dem man sich immer wünschte, daß es
"besser werd wie´s olte wor".
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